Oberschule Bösel (Niedersachsen)
Was kann Ganztagsschule leisten? Die Haupt- und Realschule Bösel beantwortet die Frage mit ihrem Leitmotiv: „Ganztags in einer gesunden Schule, in einer angenehmen und anregenden Lernatmosphäre Kompetenzen für die Zukunft entwickeln.“ Hierbei spielt besonders die „Aktive Pause“ eine tragende Rolle. Sie soll dazu beitragen, dass die Schule zunehmend zu einem Umfeld wird, in dem sich die Schülerinnen und Schüler psychisch und physisch gesund entfalten und bilden können. In einer Vielzahl unterschiedlicher Aktivitäten und Teams gestalten die Jugendlichen und die Lehrkräfte die Pausen gemeinsam. Schülerinnen und Schüler haben dabei die Möglichkeit, sich auch mit eigenen Ideen zu beteiligen.
Als ein Klassiker unter den Aktivitäten hat sich mittlerweile etwa die Pausendisco am Freitag etabliert, die die älteren Schülerinnen und Schüler organisieren und in der die jüngeren Mitschülerinnen und Mitschüler Tänze und Breakdance zeigen.
Neben vielfachen Möglichkeiten, die Pause mit Spielen oder mit Entspannungsangeboten zu verbringen, kümmern sich die Kinder und Jugendlichen auch um die Pflege der Beete oder übernehmen den Mülldienst, welcher wöchentlich von den Klassen abwechselnd durchgeführt wird. Fünf Schülerinnen und Schüler übernehmen in jeder Pause die Büchereiaufsicht und die Bücherausleihe, zehn Schülerinnen und Schüler die Innenaufsicht, vier die Ruhezonenaufsicht und vier Schülerinnen und Schüler sind für den Spieleausleihdienst zuständig. Die Schülerfirma „Pausenschmaus“ versorgt die Mitschüler mit einem gesunden Frühstück. Für die verschiedenen Bedürfnisse werden somit in den Pausen die passenden Beschäftigungen geboten.
Alle Heranwachsenden, die sich in den Pausenteams engagieren, erhalten am Ende des Schuljahres auf einer Schulversammlung eine Urkunde. Die Abschlussschülerinnen und -schüler erhalten die Urkunde im Rahmen einer feierlichen Schulabschlussfeier. Ein besonders engagierter Abschlussschüler oder eine besonders engagierte Schülerin wird im Rahmen dieser Feier mit einem Sozialpreis geehrt, der von der Gemeinde Bösel verliehen und vom Bürgermeister überreicht wird.
In jeder Klasse hängt ein Informationsblatt zur Gestaltung der aktiven Pause. Somit wissen die Schülerinnen und Schüler, wie sie neue Ideen umsetzen können. Die Teilnahme an allen Aktionen ist jedoch sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrkräfte freiwillig. Letztere erhalten je nach Umfang der Aufgabe ein bis zwei Entlastungsstunden. Sollte sich herausstellen, dass Schülerinnen oder Schüler den Aufgaben nicht gewachsen sind oder sie nicht verantwortungsvoll genug ausfüllen, werden sie von ihren Pflichten entbunden. Dies ist bisher aber selten vorgekommen.
Während der letzten zwanzig Jahre hat sich die aktive Pause stetig weiterentwickelt und war insbesondere Entwicklungsbaustein während der Teilnahme an dem Projekt „gesund-leben-lernen“. Dieses fand von 2004 bis 2006 statt und endete offiziell mit der Einweihung der Ruhezone. Seitdem stellt die Haupt- und Realschule bei Interesse anderen Schulen ihre Aktionen vor.
Das oberste Ziel, das die Haupt- und Realschule Bösel mit der aktiven Pause verfolgt, ist es, den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, in einer anregenden Atmosphäre gesund leben zu lernen. Dabei ist es der niedersächsischen Schule besonders wichtig, dass möglichst viele Schülerinnen und Schüler die aktive Pause planen, gestalten und umsetzen. Konflikte und Rangeleien auf dem Schulhof und in den Pausen haben an der Haupt- und Realschule mittlerweile Seltenheitswert. Auch die Motivation vieler Schülerinnen und Schüler sich in den Pausen oder nach dem Unterricht in der Mensa für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler zu engagieren und die Schule mitgestalten zu wollen, ist ein Indiz für den Erfolg der aktiven Pause. Seit Jahren ist auffällig, dass gerade Schülerinnen und Schüler, die im Unterricht auffallen, ihren Pflichten in der aktiven Pause besonders gut nachkommen und dort oft besonderes Lob ernten.
Wenn sich alle oder beinahe alle Schülerinnen und Schüler an der aktiven Pause beteiligen , so erhöht dies die Identifikation der Heranwachsenden mit ihrer Schule. Vereinbarte Regeln halten sie dann eher ein und es ist wahrscheinlicher, dass Schülerinnen und Schüler sorgfältig mit Schulgelände und -gebäude umgehen. Auch der Sinn von Pflichten kann auf spielerische Art und handlungsorientiert verinnerlicht werden, denn wer möchte schon gern in der Pause auf sein Brötchen verzichten, nur weil die Verkäuferin oder der Verkäufer nicht zum „Dienst“ erschienen ist? Die klaren Regelungen und Zuständigkeiten in den Pausen fördern die konsistenten Strukturen an der Schule.
Das Engagement der Schülerinnen und Schüler hält vielfältige Gelegenheiten zum Aufbau von Kompetenzen und zum handlungspraktischen Wissenserwerb bereit. Neben fachlichen Kompetenzen durch beispielsweise die Mitarbeit in einer Schülerfirma können soziale Kompetenzen, wie Team- und Konfliktfähigkeit, prosoziale Verantwortungsübernahme und Eigenständigkeiterlernt werden. Insbesondere leistungsschwächere Schülerinnen und Schülern erhalten die Möglichkeit, eigene Stärken zu finden und zum Wohle der Schulgemeinschaft einzusetzen und somit Anerkennung zu erfahren.