Neue Standards für die Leistungsbewertung

Bundesland

  • Mecklenburg-Vorpommern

In Portfolios sammeln die Schüler/innen der IGS „Grünthal“ ihre Lernergebnisse aus dem Unterricht. So können die Lehrkräfte persönliche Entwicklung und individuelle Stärken viel besser honorieren

Projektdaten

Klassenstufen: alle
Anzahl der Schüler/innen: alle
Anzahl der Lehrer/innen: alle
Fachbereiche: alle
Wochenstunden: je nach Lernmodell
Das Projekt

An der IGS hat es sich durchgesetzt, dass Fachunterricht in Blöcken organisiert ist. Die verfügbaren Wochenstunden sind zusammengefasst, und im Bereich der Naturwissenschaften und Weltkunde wird bereits generell fächerverbindend gearbeitet. Hier sollen mit den Möglichkeiten der Portfolio-Arbeit neue Formen der Prozessevaluation etabliert werden, um eine individuelle Lernentwicklung anhand konkreter Produkte zu diskutieren. Der Umgang mit Portfolios ist zudem eine alternative Form der Bewertung von Lernleistungen. Es wird als eine individuelle Sammlung von Lernergebnissen aus vor allem offenen und projektorientierten Unterrichtsprozessen verstanden. Rein materiell kann man sich das Portfolio als eine Sammelmappe der Materialien vorstellen, die ein/e Schüler/in im Zeitraum eines Lernvorhabens bzw. über eine längere Zeit sammelt. Die Zensur wird erst rekurriert, wenn man sich mit dem Portfolio, der tatsächlichen Leistung, auseinander gesetzt hat. Beide Formen der Bewertung sollen miteinander gekoppelt werden. Hintergrund dieser Kombination ist, dass Schüler/innen wie Eltern sich langsam an den Umgang mit Portfolios gewöhnen. An einer staatlichen Schule mit der gängigen Praxis der Zensurengebung wird die neue Form behutsam etabliert.

Der Auslöser

Ein komplex angelegtes Unterrichtsmodell wurde geplant und durchgeführt. Alle Fachbereiche einer Stundentafel haben in Fachbriefen den Schülerinnen und Schülern Aufgabenfelder übergeben, die sie innerhalb von vier Wochen und in Dreiergruppen erledigen mussten. In dieser Unterrichtsform können sie individuell arbeiten und sammeln unterschiedliche Ergebnisse und Lernprodukte an. Mit einem Portfolio sollten sie in einem einheitlichen Verfahren evaluiert werden. Das Kollegium hat sich ausgiebig mit dem Umgang und der Normierung beschäftigt. Die Analyse ergab, dass über angelegte Standards ein Portfolio gut zu nutzen ist, um sich mit der Lernentwicklung der Schüler/innen intensiv auseinander zu setzen.

Der Weg

Zuerst hat sich das Kollegium darüber verständigt, welche Unterscheidungen im unterrichtlichen Alltag für ein Portfolio gelten könnten. Es wurde eine Differenzierung in Kurs-Portfolios aus einzelnen Unterrichtseinheiten und -projekten und Langzeit-Portfolios aus einer Zusammenfassung mehrerer Leistungsmappen aus mehreren Unterrichtseinheiten und -projekten vorgenommen. Eine weitere Differenzierung ist die in Prozess-Portfolios, also Zwischenergebnisse, Lösungsansätze, Tagebuchaufzeichnungen, Notizzettel, Skizzen, Kommentare etc., sodass der Entstehungsprozess eines oder mehrerer Produkte nachvollziehbar wird, und Produkt-Portfolios, also die tatsächlichen Ergebnisse. Das Portfolio gliedert sich an festgelegten inhaltlichen Kategorien wie strukturierende und ordnende Elemente (Inhaltsverzeichnis, Deckblätter usw.), unterrichtliche und schulische Pflichtdokumente (Wochen- und Monatspläne, Testergebnisse usw.), zusätzliche und freiwillige Dokumente (Ergebnisdarstellungen, Bildmaterial, Leselisten usw.), Kommentare und schriftliche Reflexionen der/des Lernenden und Kommentare und Bewertungen der Lehrkraft. Durch Portfolioarbeit wird ein Fokus auf die Individualität bei Lernentwicklung und Lernfortschritt, auf die Freiräume für individuelle Lernwege und -interessen, einen zunehmenden Anteil selbstständigen Lernens, ein hohes Maß an Verantwortung und Beteiligung der Lernenden und einen erweiterten Lern- und Leistungsbegriff gelegt. Ein Portfolio vermag Leistungen hervorzubringen und hervorzuheben, die im traditionellen Unterricht ungenutzt bleiben. Die Qualität der Aufgabenstellungen kann verändert werden, denn anspruchsvolle, problemorientierte Aufgaben mit unterschiedlichen Lösungswegen haben in diesem Verfahren mehr Reflexionsmöglichkeiten. Es eignet sich ausgezeichnet als integrierendes Leistungsfeststellungs- und Bewertungsverfahren, weil sämtliche kleinere Reflexions- und Bewertungsformen (z.B. Bewertungsbogen aus einem Projektunterricht, Selbstbewertungsbögen) aufgenommen werden können. Das Portfolio hilft, die Unübersichtlichkeit des unterrichtlichen und schulischen Alltags zu überwinden und dabei die individuelle Entwicklung und die individuellen Stärken zu honorieren. Die Qualität des Portfolios kann in unterschiedlicher Weise und von unterschiedlichen Personen bewertet werden.

Probleme und Lösungen

Unter anderem stellt das Portfolio hohe Anforderungen an die Schreibfähigkeit der Schüler/innen, bildet einen Kontrast zu gewohnten Bewertungsstrategien und birgt die Gefahr konkurrierender Unterrichts- und Bewertungsmodelle in den Abschlussklassen. Die Lösung ist ein Einsteig in kleinen Schritten.

Blitzlicht

Eine Schülerin der 7. Klasse schaut am Ende der Projektwochen auf den dicken Hefter, den sie nun mit Portfolio beschriftet. Das Wort ist ihr noch nicht vertraut. Es ist das erste Mal, dass sie in dieser Form Ergebnisse abliefern soll. Es hat sich eine Menge angesammelt. Zwei Tage zuvor fand mit ihrer Lehrerin der „Mappen-TÜV“ statt. Dabei lernte die Schülerin, wie sie das Ganze systematisch abheften sollte. „Warum müssen diese Zettel dazu? Kann das nicht weg?“, fragt sie und bekommt die Antwort: „Nein!“ Denn diese Dokumente geben interessante Informationen zu Lösungswegen. Ihre Schlussfolgerung: „Wenn wir das jetzt immer so machen, können wir die Papierkörbe abschaffen, und die Lehrer müssen sich Rollkoffer zulegen!“

Schule
Schulname
Integrierte Gesamtschule „Grünthal“ Stralsund
Schulart
Integrierte Gesamtschule
Schulangebote
teilgebunden
Schulanschrift

Integrierte Gesamtschule „Grünthal“ Stralsund Grünthal 12 18437 Hansestadt Stralsund

E-Mail
igs-gruenthal@stralsund.de
Anzahl der Schüler/innen
702
Anzahl der Lehrer/innen
57
Sonstiges pädogogisches Personal
1 Schulzozialarbeiterin, 1 freizeitpädagogische Mitarbeiterin, 3 Mitarbeiterinnen mit sonderpädagogi
Ansatz der Schule

Integration; soziales Lernen; gemeinsamer Unterricht

Zeitstruktur

7–16 Uhr, offener Schulbeginn, Block- und Epochalunterricht

Netzwerke der Schule

Schulen ans Netz; Arbeitskreis „Lernen mit PC“ am Staatlichen Schulamt Greifswald

Programme der Schule

unesco-projekt-schule; Schülerfirmen-Förderprogramm der RAA Mecklenburg-Vorpommern

Modellversuche der Schule

BLK-Modellversuch „Agenda 21“; „Eine Schule für alle“; „Multimedia-Schule“ im Rahmen der Landesinitiative Mecklenburg-Vorpommern

Wettbewerbe der Schule

Wettbewerb der Stiftung Brandenburger Tor; Wettbewerb „Schola-21“; „Zeitensprünge“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung; IHK-Wettbewerb; Landeswettbewerb „Künstler für Schüler“

Sozialraum der Schule

städtisch; Plattenbausiedlung mit angrenzendem Dorf Grünhufe und Eigenheimsiedlungen

Referenzen

Das Projekt hat erfolgreich am 1. Ganztagsschulwettbewerb „Zeigt her eure Schule“ teilgenommen.

Autoren

  • Steuergruppe/Schulleitung

Themen