Ganztagsschule der Vielfalt

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Im Gespräch mit Tanja Klockmann und Maren Wichmann von der Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Schleswig-Holstein mit Cornelia Alban

Welche Funktion hat die Serviceagentur im regionalen Verbund Schleswig-Holstein?

Die Idee eines Pilotverbundes zum Thema Vielfalt begeisterte unser Team und wir haben sie den Ganztagsschulen aus unserem Referenzschulnetzwerk „Erfolgreiches Lernen“ vorgestellt. Die Kooperation mit der Aktion Jugend- und Kinderschutz (AKJS) konnte intensiviert und der Kontakt zur Türkischen Gemeinde erstmalig hergestellt werden. Wir stießen überall auf großes Interesse. Nun nehmen wir an den regionalen und bundesweiten Netzwerktreffen teil, geben fachliche Impulse und unterstützen den organisatorischen Ablauf und die Vorbereitung landesweiter Veranstaltungen.
Wir arbeiten eng mit der Moderatorin des regionalen Verbundes Christa Wanzeck-Sielert zusammen und begleiten die Netzwerkbildung und Öffentlichkeitsarbeit des Themenateliers in Schleswig-Holstein.

Welche positiven Erfahrungen mit der Thematik liegen in Ihrem Bundesland bereits vor, an die der Verbund anknüpfen kann?

Die Initiative fällt bei uns in Schleswig-Holstein auf sehr fruchtbaren Boden. Das Interesse an innovativen Lösungsansätzen ist sowohl auf politischer als auch auf schulischer und kommunaler Ebene außerordentlich groß. Seit dem letzten Jahr befindet sich die Schullandschaft im Umbruch. Haupt-, Real- und Gesamtschulen wandeln sich um zu Regional- oder Gemeinschaftsschulen, zum Teil auch die Gymnasien. Alle Gymnasien haben in diesem Schuljahr mit G 8 begonnen und der Trend zu immer weiteren Ganztagsschulen (jetzt 40 Prozent) geht damit einher. 2010 werden erstmals wieder neue gebundene Ganztagsschulen in so genannten „sozialen Brennpunkten“ errichtet. Mit diversen Programmen wird der Fokus auf die Situation der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund gerichtet - z. B. mit dem Handlungskonzept Schule & Arbeitswelt, mit dem BLK-Programm Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund (FörmiG) und speziellen Sprachförderkonzepten.

Mit der 1997 vom Bildungsministerium erarbeiteten Handreichung „Interkulturelles Lernen in den Lehrplänen“ verfügen Schulen über gute Anregungen für Schule und Unterricht. Die Lehrpläne konkretisieren die Verpflichtung zur interkulturellen Bildung und Erziehung. Interkulturelles Lernen ist gesondert als Aufgabenfeld von allgemeiner Bedeutung definiert.

Trotzdem muss man natürlich sagen, dass die Erfahrungen bei diesem Thema sehr ambiva-lent und für engagierte Akteure zum Teil außerordentlich frustrierend und demotivierend sind. Umso wichtiger scheint es uns, gemeinsam nach neuen Lösungsansätzen zu suchen.

Als gemeinsames Projekt des Verbundes wurde die „Ausbildung von Elternlotsen" benannt. Könnten Sie es kurz erläutern?

Die Eltern und das familiäre Umfeld leisten einen bedeutenden Beitrag zum Bildungserfolg ihrer Kinder. Wenn es um den Stellenwert von Bildung, die Teilhabe in Schule und Gesellschaft und Spracherwerb sowie -förderung geht, gelingt es nur mit Unterstützung und unter aktiver Beteiligung von Eltern. Das ist schon bei Eltern ohne Migrationshintergrund kein Selbstläufer.

Wir möchten „Elternlotsen“ ausbilden, damit diese als vertraute Multiplikatorinnen und Multplikatoren den Kontakt zwischen Familien und Schule herstellen. Die konkreten Ansätze und das gemeinsame Konzept der Ausbildung beraten wir gerade im Verbund. So viel wissen wir schon: Zunächst werden sich alle beteiligten Schulen in ihren Teams bei einer halbtägigen Fortbildung durch die Türkische Gemeinde und die AKJS mit dem Thema interkulturelle Kompetenz beschäftigen und dann als Beginn jeweils etwa fünf Elternvertreter für die Aus-bildung gewinnen.

Welche Vision haben Sie von einer Ganztagsschule der Vielfalt?

Unter einer Ganztagsschule der Vielfalt stelle ich mir eine Schule vor, an der die Verschiedenheit der Schülerinnen und Schüler, Eltern und pädagogischen Fachkräfte als Bereiche-rung wahrgenommen und geschätzt wird und sich im pädagogischen Alltagshandeln wiederfindet. Das eigentliche Ziel sehe ich darin, dass Vielfalt zur Selbstverständlichkeit wird und keiner Betonung mehr bedarf.

21.12.2008

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