Dokumentation Workshop 9

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Was passiert beim Lernen außerhalb der Schule? Impulse für den Lernerfolg von Kindern und Jugendlichen

Freitag, 21.09.12, Raum A 06, 16:00 - 18:00 Uhr
Moderation: Sylvia Ruge, Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Sachsen-Anhalt

Kinder und Jugendliche lernen nicht nur in der Schule. Sie lernen in Sportvereinen, Lerncamps oder Jugendclubs, in Projekten mit Gleichaltrigen oder in sozialen Einrichtungen. Über den Schulerfolg und die individuelle Bildungsbiografie wird nicht nur in der Schule, sondern im gesamten sozialen Umfeld von Schülern entschieden. Im Workshop wurden Ideen für eine ganzheitliche Unterstützung von Kindern und Jugendlichen entwickelt. Wie können multiprofessionelle Teams Lernanreize schaffen und die Stärken ihrer Schülerinnen und Schüler besser erkennen und nutzen? Welche Rahmenbedingungen sollten erfüllt sein, damit Lernprozesse für die Kinder und Jugendlichen tatsächlich erfolgreich verlaufen?

Sibylle Schulcz von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung berichtete aus den o.camps, in denen versetzungsgefährdete Jugendliche durch multiprofessionelle Teams aus Lehrkräften und Sozialpädagogen gezielt unterstützt werden.

Christine Makerlik ist Leiterin und Petra Sattler Sozialpädagogin an der Sekundarschule Walkhoff. Sie haben gemeinsam einen Wahlpflichtkurs in einer sozialen Einrichtung entwickelt und reflektierten sowohl ihre eigene als auch die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler. 

 

Zentrale Themen und Ergebnisse

Wie passt Schule zur Lebenswelt von Schülern? Kennen Lehrer die Lebenswelt der Schüler? 

Praxisbeispiel 1: Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams in den o.camps

  • Individuelle Föderung durch verschiedene Blickwinkel, sinnhaftes Lernen durch Verknüpfung von Lernwerkstatt und Projektarbeit

Fragen aus dem Publikum:

Wird ein Schüler in einem Fach gefördert? Können die Schüler Projekte inhaltlich mitbestimmen?

  • Wir bemühen uns um größtmögliche Partizipation; die Schüler können vor Ort mitbestimmen.

Wie reagieren die Schüler, die nicht mitkönnen?

  • Es bewerben sich jedes Jahr mehr Schüler, als wir annehmen können. Das Kriterium ist, dass der Schüler versetzungsgefährdet ist. Die Lehrer werden informiert, welche Schüler mitkommen, und können nachfragen, warum diejenigen und nicht andere gewählt wurden.

Praxisbeispiel 2: Servicelearning als Organisationsform

  • An der Schule gibt es Wahlpflichtpfächer als Praxisangebote, die in Zusammenarbeit mit Schulsozialarbeiterin realisiert werden.
  • Teilweise bestanden Kooperationen etwa zum Altenheim, teilweise wurden sie neu gesucht – auch von Schülern. Die Zeit wurde aus Unterrichtsstunden genommen, z.B. aus Ethik, Arbeitslehre oder den naturwissenschafltichen Fächern. Das Projekt bot auch  für Lehrkräfte und die Schulsozialarbeiterin neue Erfahrungen: Sie entdecken, was Schüler können, und sehen Schüler mit anderem Blick (z.B. gut Akkordeon spielen).

Fragen aus dem Publikum:

Mit wie vielen Stunden wird das Servicelearning umgesetzt?

  • In drei Unterrichtsstunden aus dem Fachunterricht hintereinander pro Woche

Wie werden die Schüler auf den Einsatz vorbereitet?

  • Im Unterricht von der Lehrkraft; gemeinsam denken sie nach, was jeder und jede einbringen kann. Es ist eine Vorphase nötig; man kann nicht jedes Mal in eine Einrichtung gehen, sondern es muss auch theoretischen Unterricht geben

Wie können die Schüler motiviert werden?

  • Das Projekt ist aus einer AG hervorgegangen; deswegen waren die Schüler recht motiviert. Die Teilnahme ist nicht immer freiwillig, aber als Alternativen gibt es Russisch oder Französisch.

In den Tischrunden wurden mehrere Fragen diskutiert: Wer bin ich? Was war heute mein Aha-Erlebnis? Wo knüpfen diePraxisbeispiele an meiner Praxis an? Was nehme ich mit an Plänen, Visionen, Zielen? Wo habe ich noch Bedarf? Auf roten und blauen Karten notierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer,  welche Anregungen und Visionen sie mitnehmen und welchen Bedarf sie für ihre Praxis sehen. 

Die Ergebnisse finden Sie in der Bildergalerie unten!

In den Tischrunden wurde deutlich, dass viele Schulen bereits Praxisangebote umsetzen. Es wurde unter anderem diskutiert, wie praxisbezogener Unterricht an der Schule organisiert werden kann. Einig waren sich zwei Teilnehemr darüber, dass es nicht ausreicht, wenn eine Lehrkraft eine tolle Idee hat, das Projekt dann aber nicht verstetigt wird. Es sei eien Frage der Organisationsentwicklung, Praxiserfahrungen im Schulalltag zu verankern. Diskutiert wurde auch, für welche Schulfomen sich praxisorientierter Unterricht anbietet. Zwei Teilnehmerinnen sprachen darüber, dass es wichtig sei, einen Ansprechpartner für die Kooperationspartner zu haben. Eine Lehrerin oder ein Lehrer müsse den Kontakt pflegen und neue Kontakte herstellen. Ein Tisch monierte, dass praxisorientierter Unterricht vor allem für Haupt- und Gesamtschulen diskutiert werde und warum nicht auch an Gymnasien praktisch orientiert unterrichtet werden könne. An Grundschulen, so ein anderer Tisch, sei es oft einfacher, Kinder für spielerisch-praktische Angebote zu begeistern, als ältere Jugendliche.

 

Statements und Zitate

  • Katrin Herzberg, Nachhilfelehrerin: „Ich gebe den Schülern immer den Tipp, dass sie Mathe in den Alltag integrieren sollen. Das geht zum Beispiel sehr gut beim Einkaufen, Kochen und Backen. Doch warum können das die Eltern nicht leisten? Stattdessen greifen sie auf kostenpflichtige Angebote wie Nachhilfe zurück."
  • Grundschullehrerin aus Bayern: „Es ist schön, wenn ein Kind aus einem Projekt mit dem Gefühl rausgeht, dass etwas funktioniert hat. Und wenn ich ihm dann vermitteln kann: Auch das war gerade Lernen."
  • Lehrer aus Rostock: „Auch ein Gymnasiast hat das Recht darauf, praxisorientiert ausgebildet zu werden."

 

Zur Bildergalerie: Impressionen des Workshops