Der Qualitätsrahmen Ganztagsschule Baden-Württemberg

deckblatt des qualitätrahmens
© pressmaster – stock.adobe.com; Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

Am 08. Juli 2019 stellte Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann auf einem Fachtag zum Thema Ganztagsschule den Qualitätsrahmen Ganztagsschule Baden-Württemberg der Öffentlichkeit vor. Er ist ein unmittelbares Ergebnis der beiden Ganztagsgipfel in den Jahren 2016 und 2017, auf denen der Wunsch nach einer qualitativen Richtschnur für die Ganztagsschule sehr deutlich formuliert wurde. Wissenschaftlich begleitet wurde die Erstellung des Qualitätsrahmens durch Frau Professorin Dr. Anne Sliwka vom Institut für Bildungswissenschaft der Universität Heidelberg.

Zur feierlichen Veröffentlichung wurden etwa 250 Gäste - Vertreterinnen und Vertreter von Schulen, Schulverwaltung, Verbänden, Kommunen - eingeladen. Das musikalische Rahmenprogramm gestalteten der Chor und die Ukulele-Gruppe der Stuttgarter Altenburgschule. Die Kinder der 3. und 4. Klasse Ganztagsschule und ihre beiden Lehrerinnen stimmten mit dem Lied „Ich bin anders und du bist anders“ das Publikum musikalisch auf den Nachmittag ein. Die Kultusministerin hob in ihrer Rede die Bedeutung von qualitativ hochwertigen Ganztagsschulen für den Lernerfolg sowie die persönliche, fachliche und soziale Kompetenzentwicklung jeder einzelner Schülerin und jedes einzelnen Schülers hervor. Im Anschluss an die Einführungsrede der Ministerin stellte Professorin Dr. Anne Sliwka den Qualitätsrahmen mit seinen Zielen und Prinzipien vor. Professorin Sliwka lehrt und forscht am Institut für Bildungswissenschaft an der Uni Heidelberg. Sie ist im wissenschaftlichen Beirat des Kultusministeriums und hat den Qualitätsrahmen GTS Baden-Württemberg wissenschaftlich begleitet und konzipiert.

In der auf die beiden Vorträge folgenden Podiumsdiskussion kamen verschiedene am Ganztag beteiligte Akteure miteinander ins Gespräch. Staatssekretär Volker Schebesta MdL, Professorin Anne Sliwka, Herr Dr. Markus Mayer (Referent für Bildung und Schule beim Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg), Frau Beate Ritter (Schulleiterin und auch Landesvorsitzende des Ganztagsschulverbandes) sowie Herr Hermann Maier (Leiter des Amtes für Schule und Bildung in Freiburg) diskutierten darüber, wie Qualitätsentwicklung an Ganztagsschulen aus den unterschiedlichen Perspektiven gut gelingen kann. Zentraler Punkt des Fachgesprächs war, wie Qualität an Ganztagsschulen gemeinsam gestärkt werden kann, so dass der Mehrwert Ganztagsschule beim einzelnen Kind ankommt. Im Anschluss an die Podiumsdiskussion konnten auch die Gäste miteinander über den neuen Qualitätsrahmen ins Gespräch kommen und sich austauschen. 

Qualitätsentwicklung aus unterschiedlichen Perspektiven

Vom kommenden Schuljahr an ist der Qualitätsrahmen Ganztagsschule Baden-Württemberg verbindliche Grundlage für Schulen, die sich auf den Weg zur Ganztagsschule machen oder schon schulgesetzlich verankerte Ganztagsschule sind. Er bietet bereits in der Phase der Konzeption bzw. Antragsstellung Schulleitungen, Schulen und externen Partnern im anstehenden Veränderungsprozess Orientierung und Unterstützung. Der Qualitätsrahmen Ganztagsschule Baden-Württemberg gibt den Schulen wertvolle Hinweise und Anregungen, wie sie im Alltag Unterricht und Ganztagsangebote besser verknüpfen - und in diesem Zusammenspiel für die Schülerinnen und Schüler wirksamer machen können.

Die Entscheidung, Ganztagsschule zu werden, ist zugleich eine bewusste und zielgerichtete Entscheidung, die bisherige Schul- und Unterrichtskultur zu verändern.Im Ergebnis soll eine konsequent umgesetzte Ganztagsbildung stehen. Bei dieser schulinternen Qualitätsentwicklung bietet der Qualitätsrahmen die notwendige Orientierung. Die Entwicklung hin zu einer qualitativ hochwertigen Ganztagsbildung ist ein herausfordernder Schul- und Unterrichtsentwicklungsprozess. Im Zusammenhang mit der Umsetzung gibt der Qualitätsrahmen hilfreiche Impulse für die Schul- und Unterrichtsentwicklung an Ganztagsschulen und benennt Meilensteine auf dem Weg zur institutionalisierten Ganztagsbildung. Auf dem Qualitätsrahmen Ganztagsschule basieren die Maßnahmen der Schulaufsicht sowie des Unterstützungssystems, die dazu dienen, Ganztagsschulen in diesem anspruchsvollen Prozess gut zu beraten und zu begleiten.

Grundlage für die Entwicklung von Schulen hin zur qualitativ hochwertigen Ganztagsschule ist das im Qualitätsrahmen visualisierte Ringmodell (s. Grafik 1).

Graphische Darstellung des Qualitätsrahmen
© Grafik: Kim Hoss Kommunikationsdesign

Es symbolisiert das eng aufeinander abgestimmte Handeln (kooperative Professionalität) aller Akteure (Schulleitung, Lehrkräfte, Eltern, inner- und außerschulische Partner) für bestmögliche Bildungs- und Entwicklungschancen der ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schüler, die im Zentrum der Ganztagsschule stehen. Alle pädagogischen und organisatorischen Strukturen greifen ineinander und werden von den am Ganztag Beteiligten gemeinsam und in professioneller Kooperation gestaltet, erprobt und weiterentwickelt.

Ziel ist es, für die Schülerinnen und Schüler einen rhythmisierten Lern- und Lebensraum zu schaffen, der altersgerecht auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist. Die elf im Ringmodell visualisierten Qualitätsmerkmale sind mit Standards und klar sicht- und messbaren Indikatoren unterlegt. Sie geben dabei auf drei Qualitätsstufen (siehe Grafik 2) Orientierung und dienen als Leitplanken bei der Weiterentwicklung der Schulen zur hochentwickelten Ganztagsschule.

Die drei Qualitätsstufen als Grafik
© P.ART Design / Dagmar Jerichow

Angedacht ist die Möglichkeit der Zertifizierung der sehr guten Praxis hochentwickelter Ganztagschulen in den einzelnen Qualitätsmerkmalen. Ein Konzept zur Zertifizierung der Schul- und Unterrichtsqualität an Ganztagsschulen wird derzeit erarbeitet. Damit soll mittelfristig die an der einzelnen Schule geleistete Qualität ausgezeichnet und sichtbar gemacht werden.

Veränderungsprozesse
© P.ART Design / Dagmar Jerichow