Zeigt her eure Schule, zeigt her...

 

 

Am Montag, dem 11. Mai 2009, wurden im Museum für Kommunikation in Berlin die Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs „Zeigt her eure Schule – Qualität im Alltag“ ausgezeichnet. Prämiert wurden elf Ganztagsschulen aus dem gesamten Bundesgebiet: Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher, Eltern und außerschulische Partner, die mit den eingereichten Projekten, die Qualität im Schulalltag verbessert haben.

Die Preise überreichten Eva Luise Köhler, Schirmherrin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung DKJS, und Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Eine freudige Stimmung liegt in der Luft

Das Foyer des Museums für Kommunikation ist erfüllt von einem fröhlichen, ausgelassenen Lachen und dem aufgeregten Hin- und Herrennen von Schülerinnen und Schülern, die gespannt auf die Preisverleihung warten. Eine freudige Stimmung liegt in der Luft. Angesichts der Requisiten ahnt man schon, dass es um eine Ausstellung der besonderen Art geht. Sphärische Klänge und rhythmische, ausdrucksstarke Bewegungen der Kinder auf der Bühne verdichten den Eindruck, dass hier etwas Ungewöhnliches, aber vielleicht für einige Schulen Alltägliches geschieht. Die Schulen sind bereits am Vortag angereist, um Preise und Anerkennung für Qualität im Schulalltag einzuheimsen. „Ich bin ganz doll aufgeregt, Frau Köhler die Hand zu schütteln“, sprudelt es aus Evra heraus, die mit ihrer Schulleiterin zur Veranstaltung gekommen ist. Die Theater-AG der Schule macht der Zehnjährigen besonderen Spaß. In der Hauptrolle des Dornröschen debütiert sie, da fühlt sie sich sicher und kennt kein Lampenfieber. Heute lernt sie dieses Gefühl kennen.

Topsecret

Die Spannung steigt, während Eva Luise Köhler den Rundgang durch die Ausstellung der Schulen startet, Kinder, Eltern und Lehrkräfte zu den Projekten befragt und ...Hände schüttelt, jede Menge Kinderhände. Die Preisträger müssen warten, denn die Entscheidung der Jury wird erst zum Schluss bekannt gegeben. Welchen Preis werdet ihr bekommen? „Das wissen wir nicht, das ist noch geheim, aber unter den ersten drei Plätzen werden wir schon sein“, verkündet Alyna von der Grundschule auf den Heuen siegesgewiss. Was macht ihr mit dem Geld, wenn ihr gewinnt? „Wir geben es vielleicht für das ‚Forscherstübchen’ aus, da machen wir tolle Experimente und könnten das ausbauen“, erklärt Reemt. An Ideen und Projekten fehlt es den Schülern offensichtlich nicht, in deren Schule mit Lernentwicklungsberichten ohne Noten gearbeitet wird. Das klingt preiswürdig und ist es auch. „Die durchsichtige Schule für Menschen mit Durchblick“ erhält den zweiten Preis und kann in die Unterstützung der Forscherinnen und Forschern der Schule 8.000 Euro investieren.

Reise ins Universum

Aber noch ist es nicht so weit. Bevor die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen irdische Ehren und Bares empfangen, werden sie auf eine Reise ins All geschickt. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5 des Lloyd-Gymnasiums und der 3. Klasse einer Förderschule bieten auf der Bühne ihre Vorstellungen zum Sonnensystem dar. Das Projekt „TAPST-Schultanz“ unter der Anleitung von Claudia Hanfgarn ist auch etwas Besonderes, denn es findet während des „normalen“ Unterrichts statt. Während der Alltag auf der Erde Bekanntes zwischen Aufwachen, Waschen, Essen und in die Schule gehen zeigt, gewinnen die Figuren und szenischen Darstellungen der Tanzgruppe zu den anderen Planeten Mond, Merkur und Uranus zunehmend an Fahrt. Auch im Zuschauerraum ist Bewegung unter der Kraft des Universums zu spüren. Die tänzerische Darbietung ist eine willkommene Abwechslung zum gewohnten langen Sitzen im Klassenraum und eine Möglichkeit, Spannung zu entladen.

Goldstaub entdecken

Gute Lösungen für Ganztagsschulen zu finden, benennt Professor Jürgen Oelkers, Universität Zürich, als Hauptkriterium der zwölf Jurymitglieder für die Auswahl unter den 200 eingereichten Beiträgen. Es gehe nicht darum Leuchtturmschulen auszuzeichnen, sondern Qualitätsverbesserung im normalen Schulalltag aufzuspüren.

„Den Goldstaub an normalen Schulen entdecken“, fordert Dr. Heike Kahl, Geschäftsführerin der DKJS, mit der Frage: Wie sieht eine gute Schule aus? Zusammen mit Kjell Eberhardt, Staatssekretär im Thüringer Kultusministerium, vergibt sie die Anerkennungspreise. Kjell Eberhardt kann zwei Schulen seines Bundeslandes gratulieren: der Staatlichen Regelschule „Johann Wolf“ aus Dingelstadt, zu einem vierten Platz (3.000 Euro) für die Weiterentwicklung der Konzeption und des Managements der Schule und dem Christlichen Gymnasium aus Jena zu einem Anerkennungspreis für die Rhythmisierung des Schulalltags.

Anerkennung wird von Dr. Heike Kahl auch in Form eines Reiseschecks übergeben. Der ermöglicht den Schulen am nächsten Ganztagsschulkongress, der im Dezember in Berlin stattfinden wird, teilzunehmen. Auf dem Kongress wird sicher noch mehr Goldstaub bei den Anerkennungsschulen zu entdecken sein. Für Thomas Rachel vom BMBF zeigen die Ergebnisse des Wettbewerbs in vorbildlicher Weise, dass sich soziale Teilhabe und Engagement auszahlen. „Dies fördern wir als BMBF sehr gerne“, lautet sein Dank an die ausgezeichneten Schulen.

Aber bitte mit Sahne

In der Schule an der Burgweide in Hamburg gibt es eine Kinderkonferenz, die finden die Schülerinnen und Schüler klasse, „weil wir entscheiden dürfen“. Ganz oben auf dem Speiseplan der Schule stand die Optimierung der Mittagsfreizeit, für die sie mit einem dritten Platz belohnt wurde (6.000 Euro). Heute gibt es in der Schule nicht nur den von den Kindern gewünschten Nachtisch, sondern auch eine Portion Nachschlag in der Mittagszeit in Form von Boxen, Toben und Entspannen. Das finden nicht nur die Kinder gut, sondern auch die Eltern, die ebenfalls mittags in die Schule kommen, um sich zu treffen und zu helfen. Und die Lehrkräfte? „Mit Kindern kann man genauso gut reden wie mit Erwachsenen“, verrät die Schulleiterin Regine Seemann, eine einleuchtende, aber anscheinend nicht selbstverständliche Weisheit.

In wissenschaftlicher Gesellschaft

befinden sich die Hauptschülerinnen und –schüler der Schule am Gutspark in Salzgitter. Um sich gezielt auf den Beruf vorzubereiten, lernen sie Theorie und Praxis des Berufslebens in der Hauptschulakademie. Mit der Gründung der Hauptschulakademie wurde ein berufsorientierendes Angebot etabliert und mit einem attraktiven Namen versehen, das nachweisbar zu besseren Berufseinstiegen verhilft. Für dieses Engagement wurde die Schule mit dem ersten Preis (10.000 Euro) gekrönt. Wie wird die Schule das Preisgeld verwenden? „Wir werden eine Scheune anmieten und einen Kfz-Meister anstellen, um einen Bulli herzurichten, damit wir durch die Gegend reisen können“, stellt Heinz-Dieter Brandt, Schulleiter, das nächste Projekt der Schule vor. „Was willst du mal werden“, fragt die Moderatorin Angela Elis einen Schüler der Preisträgerschule: „Kfz-Mechatroniker“. Das passt. Glänzende Aussichten. Heute haben die Preisträgerschulen gezeigt, wie wichtig Qualität und Nachhaltigkeit im Schulalltag ist und was das für die Realität der Kinder und Jugendlichen bedeutet.

Datum: 27.05.2009
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