Was macht die Hausaufgabe in der Ganztagsschule?

Das Kinderwerk Baronsky versteht sich als Bildungspartner von Ganztagsschulen in Bonn. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen die Entwicklung der sozialen Kompetenzen, der Selbstverantwortlichkeit durch Partizipation sowie der Kooperations- und Teamfähigkeit bei den Kindern. So wie das Kinderwerk gelingt es vielen Organisationen der Jugendhilfe Ganztagsschulen bei ihrem ganzheitlichen Bildungsauftrag zu unterstützen.

Im Gespräch ist die Geschäftsführerin des Kinderwerks Dr. Petra Baronsky. Sie ist Referentin des Fachforums "Hausaufgabenbetreuung in der offenen Ganztagsschule – wie die Kinder- und Jugendhilfe unterstützen kann" auf dem 4. Transferforum zum Thema "Von Hausaufgaben zu individuellen Lernzeiten" am 16.04.2013 in Düsseldorf. 
Gemeinnütziges Kinderwerk Baronsky GmbH
Das Kinderwerk Baronsky ist eine gemeinnützige Organisation, die sich als anerkannter freier Träger der Jugendhilfe für die Bildung und Entwicklungsbegleitung von Kindern im Grundschulalter einsetzt. Webseite
 
Welche Funktionen haben Hausaufgaben in der Ganztagsschule? 
 
Dr. Petra Baronsky: Hausaufgaben - im traditionellen Sinne - dienen der Nachbereitung des erteilten Unterrichts oder der Vorbereitung des bevorstehenden Stoffes. Sie sollen den im Unterricht erfahrenen Schulstoff vertiefen und für die Übung und Festigung der Inhalte sorgen.
Schulstoff bedeutete früher "Lehrplaninhalt". Aber in neuerer Zeit ist der weitgefasste reine Input-Lehrplan durch Kernlehrpläne mit Bildungsstandards und Kompetenzerwartungen ersetzt worden. Die Kernlehrpläne haben das eigenständige, individuelle Lernen des Kindes zum Ziel und sind Bestandteil eines modernen umfassenden Gesamtkonzepts. Diesem Gesamtkonzept mit einer geänderten Sichtweise auf Bildung sollten auch die Hausaufgaben in der Ganztagsschule folgen.
 
Kann das, was von Hausaufgaben geleistet werden soll, von anderen Formaten bzw. Angeboten in der Ganztagsschule ersetzt werden? Wenn ja, welche Formate könnten das sein? 
 
Dr. Petra Baronsky: Ja, von außerunterrichtlichen Lernangeboten und Lernarrangements. Das sind gemeinschaftliche Projekte und Unternehmungen in Gruppen auf dem "Campus Schule" unter gemeinsamer Anleitung von Lehrern und Sozialpädagogen.Durch diese sollen die Schülerinnen und Schüler motiviert befähigt werden, das im Unterricht erworbene Wissen und Können miteinander zu vernetzen und in unterschiedlichen Problemzusammenhängen anzuwenden.
 
Welche Chancen bietet die Ganztagsschule insgesamt mit ihrem "Mehr" an Zeit für den individuellen Lernprozess der Schülerinnen und Schüler?
 
Dr. Petra Baronsky: Die Chance liegt nicht nur im „Mehr“ an Zeit, sondern vor allem im „Mehr“ an anderen Personen: Pädagogen, Fachleute verschiedener Professionen und vor allem: andere Kinder! Zu dem neuen Gesamtkonzept Bildung des Ganztags „Bildung ist mehr als Unterricht“ gehören nämlich auch die Kompetenzerwartungen im sozialen Bereich und die Bewältigung der Herausforderung Inklusion, die für jeden Schüler individuelle Lernprozesse einfordert. Hier zeigt sich die Stärke der Jugendhilfe in der Ganztagsschule mit ihrer Sozialraum-Orientierung und ihrer ganzheitlichen Betrachtung des Kindes von Anfang an und weist sie als idealen Kooperationspartner auch im gebundenen Ganztag aus.
 
 
11.04.2013
www.ganztaegig-lernen.de