Lernkultur

Tisch mit Stiften und Schild Feedback
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Bei der Lernkultur an Ganztagsschulen geht es darum, strukturierte, vielfältige und abwechslungsreiche Lernsettings zu entwickeln, die das Mehr an Zeit, Raum und Kooperation nutzen und zu mehr Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler führen. Individualisiertes Lernen, Fordern und Fördern, inklusive Bildung, Lernzeiten, Projektlernen, fächer- oder jahrgangsübergreifender Unterricht und multiprofessionelle Teams sind dabei wichtige Schlüsselbegriffe. Eine veränderte Lernkultur zeigt sich besonders deutlich in einer rhythmisierten Lernstruktur, bei der sich der Schulalltag in Arbeits- und Entspannungsphasen gliedert.

Über die Unterrichtsentwicklung und einzelne Fachdidaktiken hinaus spielen weitere Handlungsmuster im schulischen Alltag eine wichtige Rolle. Eine veränderte Lernkultur in der Ganztagsschule zeigt sich ebenfalls in einem gemeinsam mit allen an Schule Beteiligten ausgehandeltes Verständnis von Bildung und Leistung. Dabei stehen Kompetenzentwicklung, Leistungsbewertung und Bewertungskriterien auf der Basis von individuellen Lernzielen und ein ganzheitliches, selbstverantwortetes Lernen im Fokus. Um dem gerecht zu werden, bedarf der Entwicklung und Anwendung einer breiten Palette von Lehr- und Lernformen sowie einer lebendigen Feedbackkultur. Dabei ist Feedback mehr als Leistungsbewertung. Individualisierte Rückmeldung ist gekennzeichnet durch die Anerkennung von persönlicher Entwicklung und Leistung, Motivation, Lernfreude und dem Hinweis auf weitere Entwicklungspotentiale. Nur wenn Lerninhalte und Lernmethoden an die Vorerfahrungen und Interessen der Schülerinnen und Schülern anknüpfen, werden sie internalisiert und wirksam. Dies bedeutet, dass für die Schule die individuelle Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt steht. Auch das gehört zu einer lebendigen und veränderten Lernkultur.  

Unterthemen im Überblick:

Kinder denken nicht in Fächern

Ein Gespräch mit Gisela Gravelaar Die Wartburg-Grundschule Münster entwickelt ihr Schulkonzept ständig weiter. Seit über 30 Jahren verfolgt das Kollegium das Ziel, jeden Schüler optimal zu fördern und zu fordern. Gisela Gravelaar ist die Schulleiterin und spricht über die konzeptionellen Überlegungen, die Grundschule in ihren wesentlichen Grundsätzen auch auf die Sekundarstufe I zu übertragen und weiterzuentwickeln. Im Zentrum steht eine Rhythmisierungsidee, die in die Zukunft weist.
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Lernkultur durch Rhythmisierung

Die Ganztagsschule bietet mehr Zeit für Bildung und damit mehr Zeit für eine vielfältige Konfiguration von Angeboten, die ganzheitliches Lernen fördert. Sie erleichtert es, die Herausforderung anzunehmen, Kompetenzen zu entwickeln statt bloß Fakten zu lernen. Was auch in der Halbtagsschule möglich wäre, ist in vielen Ganztagsschulen bereits Normalität: Lernbüros, Projektunterricht, individuelle Lernzeit oder Freiarbeit.

Qualität durch Rhythmisierung

Die Tagesstruktur bildet das Grundgerüst für Stundenpläne und spiegelt auch die Lernkultur wider. Der Umgang mit Zeit ist daher ein wichtiges Qualitätsmerkmal von Ganztagsschule. Ein lernförderliches Stundenplankonzept muss einerseits den organisatorischen Anforderungen von Unterricht und andererseits den Grundbedürfnissen von Schülerinnen und Schülern gerecht werden. Zahlreiche Schulen gehen mit den neuen Gestaltungsmöglichkeiten des Ganztags beherzt um und versuchen den Tagesablauf "neu zu denken“.

Lernqualität - Impulse für Ganztagsschulen

Die Qualität von Ganztagsschule bemisst sich auch an der Lernkultur. Diese neu zu denken und zu gestalten ist ein wichtiges Merkmal gelungener Qualitätsentwicklung. Lernen in Lernlandschaften beispielsweise inspiriert nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch Raumgestalter und Qualitätsinstitute. Lernen in Lernlandschaften bedeutet, heranwachsenden Kindern eine umfassende Entfaltung und Entwicklung zu ermöglichen.
"Diversity-Management" in der Ganztagsschule

Individualisiertes Lernen - Chancen für alle

Chancengerechtigkeit in der Ganztagsschule bedeutet, dass sich Lehrerinnen und Lehrer nicht auf einen "imaginären Durchschnittschüler" einstellen, sondern vielmehr Lernangebote unterbreiten, die auf individuelle Unterschiede von Schülerinnen und Schülern Rücksicht nehmen. Der verantwortliche Umgang mit Heterogenität ist mehr als nur eine pädagogische Herausforderung, es ist vielmehr der Weg zu einer "Schule für alle".