Schule für alle – Inklusion am Schulcampus Rostock-Evershagen

Lachendes Mädchen im Kletternetz
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Daten und Zahlen
Schulform: Kooperative Gesamtschule
Ganztagsschulform: gebunden Schülerinnen und Schüler: 890
Lehrkräfte: 80
Weiteres päd. Personal: 2

Jeder ist hier willkommen, ungeachtet seiner Herkunft, seiner Religion, ob er gehandicapt ist oder nicht. Etwa ein Drittel der Schülerschaft bedarf besonderer Unterstützung oder lebt in Situationen, die für sie eine Beeinträchtigung darstellen. Behinderung, Krankheit, schwierige familiäre Verhältnisse oder ein Trauerfall – die Schule hat den Anspruch, flexibel auf all die unterschiedlichen individuellen Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Doch wie kann sie diesem Anspruch gerecht werden? Wie lassen sich schnell und unkompliziert individuelle Unterstützungspakete schnüren? Wie kann Kindern, die in irgendeiner Art und Weise benachteiligt sind, dennoch die Teilnahme am Regelunterricht ermöglicht werden? Um das zu realisieren, errichtete die Schule kurzerhand ein eigenes Fördernetzwerk.  

Ein Netzwerk für jedes Kind

Die Idee war, den Schülerinnen und Schülern über ein schuleigenes Fördersystem direkte Hilfen anbieten zu können. Es sollte nicht an einzelne Kinder gebunden sein, damit flexibel und bedarfsorientiert reagiert werden kann. So baute sich der Schulcampus mit der Zeit ein beachtliches Netzwerk von pädagogischen Unterstützungsangeboten auf. Viele interne und externe Mitarbeitende müssen dafür sinnvoll eingebunden und koordiniert werden, damit das Netzwerk seine gewünschte Wirksamkeit entfalten kann. Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter, die Schulbegleitung, der Diagnostische Dienst, (Schul)psychologinnen und -psychologen, Ambulante Hilfen, Therapeutinnen und Therapeuten und Ärztinnen bzw. Ärzte gehören dazu. Koordiniert wird das Netzwerk von der Sonderpädagogin der Schule, der damit eine Schlüsselrolle zukommt. Sie kennt sowohl die jeweiligen Ansprechpartner, als auch die Kinder und Jugendlichen. Bei ihr laufen die einzelnen Fäden zusammen, sie ist Mittlerin und Unterstützerin zugleich.


Parallel zum Aufbau der Förderstrukturen offenbarte sich der Bedarf an systematisierten Kommunikationsprozessen und klar verteilten Aufgabenbereichen. Alle an der Schule Beteiligten – auch die Schülerinnen und Schüler – verfügen über eine schulische E-Mail-Adresse, über die sie erreichbar sind. Gerade der Professionsmix hat zu einer neuen Qualität der Zusammenarbeit beigetragen. Das Zusammenwirken der unterschiedlichen Berufsgruppen gelingt, wenn sich alle Beteiligten als gleichberechtigte Partner begreifen und jede/ jeder sich über die jeweiligen Zuständigkeiten im Klaren ist. Die Koordinatorin des Netzwerks ist überzeugt, „in dem Moment, in dem man sich auf Augenhöhe begegnet, ist eigentlich egal, ob Du alt oder jung bist oder welche Profession Du hast.“  
Jedes Kind bekommt ein auf seine Bedürfnisse zugeschnittenes individuelles Unterstützernetzwerk.

Vickys Netzwerk

So wie Vicky. Die Schülerin hatte nach einer Operation einen stark eingeschränkten Gleichgewichtssinn und konnte nur kurze Strecken ohne Rollstuhl bewältigen. Gemeinsam wurde überlegt, wie das Mädchen – in der nicht barrierefreien Schule – beschult werden könnte. Gleichzeitig drängte die Zeit: In einer Woche sollte das neue Schuljahr beginnen. Im Gespräch mit Vickys Eltern stellte die Sonderpädagogin den genauen Bedarf fest. Welche Beeinträchtigungen mussten konkret beachtet und ausgeglichen werden? Die Lösung sollte eine Schulbegleitung sein, die das Kind im Schulalltag unterstützt. In Anbetracht der Zeit war diese im Eilverfahren zu beantragen. Sozial- und Gesundheitsamt zeigten sich kooperativ. Sie würden die Schulbegleitung bewilligen, sobald ein fachliches Gutachten vorläge. Was nun? Ein solches Gutachten würde Wochen dauern! Sonderpädagogin und Schulpsychologin fanden eine Lösung: Letztere erstellte eine kurzfristige fachliche Stellungnahme. Die Ämter reagierten positiv und genehmigten Vicky die Schulbegleitung. Vicky konnte gemeinsam mit allen anderen Kindern ins neue Schuljahr starten.  

Ein Netzwerk für alle

Das Besondere am pädagogischen Unterstützungsnetzwerk des Schulcampus ist, dass alle davon profitieren. Denn auf das schuleigene Fördersystem kann schnell und unkompliziert zugegriffen werden, sodass auffälligen Schülerinnen und Schülern direkt sinnvoll geholfen werden kann. Gleichzeitig kann flexibel auf Entwicklungssprünge eingegangen werden, sodass die Förderung auch zeitnah wieder aufgehoben werden kann. Trotz oder gerade wegen der Förderangebote kann jedes Kind mit individuellen Abstimmungen nach Rahmenlehrplan unterrichtet werden.
Die Eltern werden in die Prozesse beratend eingebunden. Die Lehrkräfte werden entlastet, wodurch die Berufszufriedenheit steigt. Natürlich haben auch die Mitschülerinnen und Mitschüler etwas davon. Sie erleben, wie anderen schnell und effektiv in schwierigen Situationen geholfen wird. Das stärkt das schulische Miteinander und trägt positiv zur Lernatmosphäre bei.
 

Adresse
Thomas-Morus-Straße 1-2 , 18106 Rostock
kontakt@schulcampus-rostock.de


Material zum Download

Präsentation - Ein Weg zur Inklusion

Beispielnetzwerk Poster