Schulerfolg als Gemeinschaftsaufgabe

Auf dem Fußgängerweg steht "Bildungslandschaften" geschrieben

Lernen in einer Ganztagsschule bedeutet, dass auch Lernen außerhalb des Klassenraumes ermöglicht wird - und dass außerschulische Bildungsprozesse für den Schulerfolg eingesetzt werden. Als Teil von Bildungslandschaften bieten Ganztagsschulen und ihre Kooperationspartner den Schülern die Chancen, in unterschiedlichen Lernsettings Kompetenzen zu erwerben. Der Beitrag Schulerfolg als Gemeinschaftsaufgabe. Mit einer neuen Steuerkultur in Bildungslandschaften handeln beschreibt die Grundlagen von Bildungslandschaften.

Seit dem PISA-Schock hat sich in Deutschland im Bereich Schule vieles verändert. Nach den jüngsten Ergebnissen der OECD-Vergleichsstudie ist tendenziell eine Verbesserung bei den Schulleistungen der Schülerinnen und Schüler zu erkennen, was auch im Ausland als Beleg für die Reaktionen auf die Ergebnisse der PISA- Studie gesehen wird (siehe z.B. Pech 2013). Bemerkenswert an diesen Reaktionen und ihren Erfolgen ist, dass sie nicht nur auf Fragen wie Lehrplan oder Klassengröße abhoben. Auch die Steuerungskultur von Schule hat sich in den letzten Jahren verändert.

Diese Entwicklung ist mit neuen Anforderungen und Aufgaben, insbesondere für Schulleitungen, verbunden. Doch eröffnen sich dadurch auch Chancen, wenn sich Schulen auf die neue Steuerungskultur einlassen. Manchmal sind es die großen gesellschaftlichen Veränderungen, jene, die quasi auf einmal da sind, die für das eigene Handeln ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Waren die Fragen der Steuerungskultur von Schulen und Schulträgern über Jahrzehnte hinweg eine zwar klare, aber mit engen Gestaltungsräumen abgesteckte Angelegenheit, so ist in den letzten Jahren ein Paradigmenwechsel zu beobachten, der durch einige Trends befördert wurde.

Trend „Bildungsrepublik“

„Ask me my three main priorities for government and I tell you: education, education and education“ (Blair 1996). Bildung hat oberste Priorität – so beschrieb Tony Blair vor fast 20 Jahren seine politische Agenda. In Deutschland kam der Bedeutungsschub für Bildung – ausgelöst durch den PISA-Schock – einige Jahre später, dafür aber umso vehementer und tiefgreifender. Inzwischen wird nicht mehr in Frage gestellt, dass gesellschaftlich höchst relevante Themen wie demografischer Wandel, Fachkräftemangel, Inklusion, gesellschaftliche Teilhabe oder Chancengerechtigkeit unmittelbar mit Bildungsfragen verknüpft sind.

Trend „Bildung ist mehr als Schule“

„Bildung ist mehr als Schule“ – auch diese Auffassung ist mittlerweile Konsens. Im Leben von Kindern und Jugendlichen finden permanent Bildungsprozesse statt, innerhalb und außerhalb der Schule. Ein ganzheitlicher Bildungsbegriff, der formales, non-formales und informelles Lernen einschließt, ist allgemein anerkannt.

Trend „The new Local“

Die Wiederentdeckung des Lokalen, die „Re-Lokalisierung der Welt“, wie das Zukunftsinstitut den Retro-Trend zur Globalisierung beschreibt (Horx/Friebe 2011, S. 6), lenkt den Fokus auf die unmittelbaren Lebensbedingungen. Für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen ist die Bedeutung des Lokalen besonders groß. Vor Ort wird gelernt und gelebt, und hier werden die Bedingungen geschaffen, unter denen Lernen und Leben stattfinden. Verstärkt wird dieser Trend unter anderem dadurch, dass sämtliche unter dem Trend „Bildungsrepublik“ genannten gesellschaftlichen Themen auf der lokalen Ebene ihre stärkste und konkreteste Ausprägung finden. Mit Blick auf die Steuerungsthematik heißt dies beispielsweise, dass auf der kommunalen Ebene die Folgekosten von Schulmisserfolg anfallen.

Trend „Netzwerke“

Sowohl in den steuerungsbezogenen wissenschaftlichen Disziplinen als auch in der Praxis wird der Begriff „Netzwerk“ seit einiger Zeit mit einer neuen Qualität verbunden. In der Anfangsphase schien Vernetzung häufig Selbstzweck zu sein, was dazu führte, dass bei Netzwerktreffen, Steuerungsgruppen und Arbeitskreisen Arbeitszeit förmlich abgesessen wurde. Inzwischen haben sich immer mehr effektivitäts- und effizienzorientierte Netzwerke gebildet, die ein klares gemeinsames Ziel verfolgen. Die höhere Qualität der Netzwerke geht mit einem grundlegend neuen Steuerungsverständnis einher. Lange Zeit dominierte ein traditioneller Steuerungsstil (lokal ausgerichtet, hierarchisch und erhaltend), dann folgte ein technologischer Steuerungsstil (funktional-sektoral, auf Wirtschafts- und Siedlungswachstum angelegt). Seit ein paar Jahren ist ein Wandel hin zu einem kommunikativen Stil festzustellen, der sich nicht mehr auf sektoral getrennte und spezialisierte Zuständigkeiten bezieht. Vielmehr steht die gemeinsame Verantwortung aller Stakeholder für regionale Entwicklungen im Mittelpunkt des Handelns. (vgl. Tibussek 2008, S. 9)

Lesen Sie den vollständigen Text.

Der Artikel "Schulerfolg als Gemeinschaftsaufgaben. Mit einer neuen Steuerkultur in Bildungslandschaften handeln" von Mario Tibussek erschien in der Ausgabe Januar 2014 der b:sl Beruf: Schulleitung.

www.ganztaegig-lernen.de

10.02.2014