Bundesland
- Nordrhein-Westfalen
In einem museumspädagogischen Begleitprogramm stellen die Schüler des Leitungskurses Kunst Werke des Expressionismus vor
Projektdaten
Zum 100jährigen Bestehen der Künstlergemeinschaft „Die Brücke“ haben sich die Schüler/innen des Leistungskurses Kunst der Klassenstufe 12 des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums Münster mit dem deutschen Expressionismus auseinander gesetzt. Im Schwerpunkt wurden dabei die in der Sammlung des Landesmuseums befindlichen Arbeiten der Brücke-Maler zum Gegenstand des Unterrichts. Ausgehend von der Auseinandersetzung mit den Bildern des Museums, haben die Schüler/innen eine Annäherung an expressive Malverfahren in der eigenen Gestaltung entwickelt. Die Ergebnisse werden in einer Ausstellung im Landesmuseum von Februar bis Juni zu sehen sein. In einem museumspädagogischen Begleitprogramm stellen die Schüler des Leistungskurses Kunst interessierten Schulklassen ausgewählte Werke des Expressionismus vor und leiten in der Werkstatt des Museums zu einer gestalterischen Auseinandersetzung an.
Die Idee kam mir in einem Gespräch mit der zuständigen Ausstellungsleiterin, Frau Mayr, da wir das Projekt sowieso geplant hatten und es sich wunderbar mit meiner Arbeit sowohl als Referendarin und ehemaliger Museumspädagogin verbinden lässt. In meiner zweiten Staatsarbeit möchte ich mich mit dem Museum als außerschulischem Lernort befassen. Da der Lehrplan den Expressionismus als Unterrichtsgegenstand in der 12. Klasse in Kunst vorsieht und sich das Jubiläum der Brücke geradezu anbietet, damit vor dem Original im Museum zu arbeiten, fand ich die Ausschreibung absolut passend.
Das Projekt ist nach den Herbstferien angelaufen, sodass die Schülerinnen und Schüler im Museum ausgewählte expressionistische Werke kennen gelernt haben. Darüber hinaus wurden verschiedene Zugänge zum Bild erprobt, ausprobiert und zum Teil von den Schülern selbstständig angeleiten, so z.B. eine Installation zu einem Heckel-Bild, das in verschiedene Ebenen zerlegt wurde, ein Rollenspiel vor einem Bild, aber natürlich auch eine praktische Auseinandersetzung bzw. Heranführung mit den Werken der Brücke durch die bereits erwähnte Arbeit mit Bambusstöcken. Von da an (Anfang Dezember) gehen die Schüler eigenständig ins Musem, haben ausnahmsweise freien Eintritt zugestanden bekommen, um sich im Rahmen einer Hausklausur mit einem Kunstwerk ihrer Wahl auf Leinwand auseinander zu setzen. Eine weitere Leinwandarbeit entsteht in Auseinandersetzung mit Kirchners „Tischgesellschaft“, welche die Hauptwerke der Schülerausstellung am 18. Februar bestücken werden. Ab Mitte Januar bereiten sich die Schüler auf die bevorstehenden Führungen mit anderen Schulklassen vor, nehmen sich zu drei Teams je eine Altersgruppe vor: die Klassen 5–6, 7-10 und 11-13. Sie entwerfen Themen und Titel, wie „Von der Weide in die gute Stube, ein Spaziergang durch expressive Landschaften“, für die Klassen 5-6, „Auf die Spitze getrieben“, welche die Farben- und Formensprache der Expressionisten näher beleuchtet, für die KLassen 7-10 und „Das Frauenbild im Edxpressionismus“ für die Oberstufe. Die Schüler erfahren einen hohen Grad von Selbstverantwortung und haben die besondere Möglichkeit, im größten Museum Münsters vor Ort ihre Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren und in einem museumspädagogischen Begleitprogramm selbst die Rolle des Lehrenden zu übernehmen und so nicht nur für ihr künstlerisches Verständnis Erfahrungen zu sammeln, sondern auch wichtige Schlüsselkompetenzen zu vertiefen, wie Teamfähigkeit, Selbstständigkeit, Verantwortungsbewusstsein, da das Projekt ja an einem „echten“ Ort von gesellschaftlicher Relevanz stattfindet, also inmitten des Alltagsgeschehens in der Stadt.
Es ging nicht immer reibungslos: Es gab technische Defekte von Installationen, und die zur Verfügung stehende Ausstellungsfläche hat sich auf die Hälfte des ursprünglich dafür vorgesehenen Raums verkleinert.
Bei der offiziellen Eröffnung der Sonderausstellung der Brücke haben die Schülerarbeiten so große Begeisterung bei den Besuchern hervorgerufen, dass sie stolz vor ihren Bildern standen und den Besuchern gern alle möglichen Details über die Entstehensgeschichte des Werks berichtet haben, außerdem würden sie ja noch demnächst als kleine Spezialisten andere Schulklassen durch die Ausstellung führen. Vorher wurde schon gerätselt, welche Künstler denn diese Bilder im Museum ausgestellt hätten, so etwas gab es ja noch nie: Bilder von kleinen Meistern inmitten der Werke der großen Meister!
Preisträger im Wettbewerb der Kulturstiftung der Länder „Kinder zum Olymp“ 2004/2005