Wie sieht gute Qualität im Ganztag unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen aus? Welche Faktoren tragen zum Gelingen der Kooperation von Kinder- und Jugendhilfe und Schule bei? Und was verstehen die Kooperationspartnerinnen und -partner jeweils unter einer guten Angebotsqualität? Im Koalitionsvertrag kündigt die Bundesregierung an, einen Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuungs- und Bildungsangebote für Kinder im Grundschulalter bis zum Jahr 2025 einzuführen. Das bietet Anlass, bundesweit über vielfältige, erfolgreiche Wege der Gestaltung von qualitativ hochwertigen Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsangeboten für alle Kinder im Grundschulalter zu diskutieren. Den Rahmen dafür bildete der Fachtag „Guter Ganztag in Kooperation – gemeinsam, vielfältig, kindgerecht“ am 29. November 2018 im Umweltforum in Berlin. Organisiert wurde die Veranstaltung gemeinsam durch die Programme Qualität vor Ort und Ganztägig bilden der Deutschen Kinder und Jugendstiftung.
Kooperation und Kindorientierung im Fokus
Im Zentrum der Veranstaltung standen bedarfsgerechte Angebote für Grundschulkinder. Die Kooperation zwischen Schule und Kinder- und Jugendhilfe sowie eine erfolgreiche multiprofessionelle Zusammenarbeit sind dabei bei aller Vielfalt der Rahmenbedingen eine Voraussetzung für gute Qualität. Doch was trägt zu guter Zusammenarbeit bei und wie kann diese gelingen? Den zweiten zentralen Aspekt der Veranstaltung bildete die Kindorientierung. Welche Bedürfnisse haben Kinder? Wie müssen Angebote aussehen, um diesen gerecht zu werden? Eine große Ausstellung mit Plakaten, welche die Serviceagenturen Ganztägig lernen und Länderteams mitgebracht hatten, lud die Teilnehmenden ein, sich zur Ganztagsschulentwicklung im Grundschulbereich in den einzelnen Ländern zu informieren.
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch einen Begrüßungs-Talk zwischen Dr. Heike Kahl, Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, Jan Gloystein, Leiter des Bereichs Bildungshäuser & Kooperation Kinderwelt Hamburg e.V. und Ute Hussak-Thomsen, Schulleiterin der Grundschule Buschhausen in Niedersachsen. Bereits an dieser Stelle wurde deutlich, dass es verschiedene Ganzstages-Modelle gibt und keine einheitliche Lösung. Ein wichtiger Punkt für das Gelingen ist aber für alle, dass gemeinsam auf die Kinder und ihre Bedürfnisse geschaut wird.
Im Anschluss stellte Prof. Dr. Sascha Neumann, Universität Luxemburg, die Ergebnisse der 4. World Vision Kinderstudie vor. Dabei legte er den Fokus auf Rückschlüsse, die auf Ganztagsschule und ihre Ausgestaltung gezogen werden können. So ist es beispielsweise wichtig, dass Kinder die Angebote im Ganztag mitbestimmen können. In einem zweiten Input sprach Prof. Dr. Gunda Voigts, Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, über die Rolle von Kooperationen zwischen Lehrkräften, Schulsozialarbeiterinnern, Erziehern und nicht-pädagogischen Kräften. „Guter Ganztag kann nur dann gelingen, wenn die Interessen aller Beteiligten gehört werden“, lautet das Fazit. Auch darin wird die Wichtigkeit von Kooperation erneut deutlich.
Themenvielfalt in den Arbeitsphasen
Arbeitsphasen in kleinen Gruppen bildeten den zweiten Teil der Veranstaltung. Insgesamt wurden acht Workshops zu verschiedenen Themen rund um Ganztag, Kooperation und Kindorientierung angeboten. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit zwei Workshops zu besuchen. Nach kurzen Inputs, in denen Beispiele aus der Praxis vorgestellt wurden, gab es Zeit und Raum für Fragen, Diskussionen und Austausch. In der ersten Workshoprunde wurde die Frage, wie die ganztägige Erziehung, Bildung und Betreuung Kindern im Grundschulalter gerecht werden kann, beleuchtet. Den roten Faden der zweiten Arbeitsphase bildeten die Themen systematische Kooperation und multiprofessionelle Zusammenarbeit. Auf dem Fachtag konnten Vertreterinnen und Vertreter der Schule und der Kinder- und Jugendhilfe ihre jeweilige Perspektive einbringen, sich über Gelingensbedingungen und Herausforderungen austauschen und die Gelegenheit nutzen sich zu vernetzen. Zum Abschluss des Fachtages trat der Poetry Slammer Jesko Harbert auf. Treffend formulierte er das Ziel, das wohl alle an diesem Tag teilen: „Kinder können so viel mehr, als bloß Stühle zu besetzen.“ Den vorgetragenen Text finden Sie hier.
Die Dokumentation der Veranstaltung finden Sie auf den folgenden Seiten.
Die erste Arbeitsphase:
Salon 1: Schutz, Förderung und Beteiligung – Gestaltung eines kindgerechten Ganztags
Salon 2: Inklusion ist mehr als ein Schlagwort – guter Ganztag für alle
Salon 3: Kooperation mit außerschulischen Partnern – Schule in den Sozialraum denken
Salon 4: Besonderheiten ländlicher Räume
Die zweite Arbeitsphase:
Salon 5: Multiprofessionelle Zusammenarbeit – gemeinsame Planung in der Ganztagsschule
Salon 6: Kooperation von Anfang an – gemeinsame Aus- und Fortbildung
Salon 7: Gemeinsam für gute Qualität – Kooperation mit Partnern vor Ort
Salon 8: Steuerungsfragen im kooperativen Ganztag