Bundesland
- Mecklenburg-Vorpommern
Zum Erwachsensein gehört viel, stellten die Schüler/innen des Schlossgymnasiums Gützkow fest: Verantwortung übernehmen, selbstständig arbeiten, konstruktiv in der Kritik sein
Projektdaten
Erwachsen sein, aber …!? Das beschäftigte die Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse. Bei der Konfirmation oder der Jugendweihe wurde ihnen versprochen, dass sie in die „Reihe der Erwachsenen aufgenommen“ werden. Sie fühlen sich jedoch oft nicht wie Erwachsene behandelt. Deshalb suchten sie in einem Projekt nach Antworten zu den Fragen: Was heißt es, erwachsen zu sein? Wie erwachsen können und wollen wir sein? Wie erwachsen lässt man uns sein? Außerdem wollten sie als Ergebnis des Projekts unter Beweis stellen, dass sie durchaus erwachsen sein können, gern mit Älteren zusammenarbeiten, wenn sie ernst genommen werden und wenn wir ihnen vertrauen. Den Beweis traten sie mit einem weiteren Projekt an, indem sie das Thema „Mobbing an unserer Schule“ bearbeiteten und sich aktiv für Lösungen einsetzten.
Auslöser war ursprünglich eine Missstimmung in der Klasse über eine als ungerecht empfundene Maßnahme eines Fachlehrers. Die Lehrerin griff das Thema in ihrem Deutschunterricht zur „Erörterung eines freien Themas“ auf. Sie wollte die Missstimmung abbauen und die Schüler/innen zur Teilnahme motivieren. Eine Ausschreibung vom NDR zu Projektarbeit und der Bundeszentrale für politische Bildung zu einem Schülerwettbewerb unterstützten ihre Intention.
Nach der Erörterung des Themas entstand der gemeinsame Wunsch, sich selbst, aber auch Eltern und Lehrerkräften unter Beweis zu stellen, dass die Jugendlichen durchaus erwachsen sein wollen und können. Das NDR-Projekt und die Wettbewerbsteilnahme wurden als geeignete Möglichkeiten betrachtet. Es begann die Planungsphase mit den Schüler/innen. Sie wirkten in allen Arbeitsphasen intensiv mit. Sie definierten das Thema, legten den zeitlichen Rahmen fest, bildeten die Arbeitsgruppen, recherchierten selbst, übernahmen Verantwortung bei der Planung, der Organisation, der inhaltlichen Gestaltung und bei der Durchführung. Das Projekt erfolgte fächerübergreifend.
Es bereitete den Schüler/innen anfangs große Schwierigkeiten, mit der Unzuverlässigkeit Einzelner umzugehen, Verantwortung zu übernehmen, Kritik zu üben und selbstständig zu koordinieren. Das größte Problem, auch für die Lehrerin, war die Zeit. Erschwerend für sie als Leitung war deren Ungeduld.
Gleich zu Beginn des Projekts setzte sich die Projektgruppe mit einem Schüler auseinander, der großes Ansehen in der Klasse genießt. Bereitwillig übernimmt er Aufgaben, ist aber bei deren Erfüllung teilweise unzuverlässig. So war es auch in dem Projekt. Er vernachlässigte seine Arbeit, hielt Termine nicht ein, sodass die Teilnahme am NDR-Projekt gefährdet war. Die Klasse kritisierte ihn, gemeinsam wurde das Projekt gerettet. Ein anderes Mal waren einige Schüler/innen mit der „Geduld und dem Verständnis“ der Lehrkraft nicht einverstanden. Sie forderten von ihr als Leiterin Konsequenzen in Form schlechterer Bewertung für diejenigen, die Termine nicht einhalten. In einer offenen Diskussion erklärte sie der Klasse ihre pädagogischen Grundsätze. Sie formulierten einen gemeinsamen Beschluss, der allen Schüler/innen als Ergebnisprotokoll überreicht wurde.
Das Projekt hat erfolgreich am 1. Ganztagsschulwettbewerb „Zeigt her eure Schule“ teilgenommen.