Kompetenzen im 21. Jahrhundert

Kompetenzen im 21. Jahrhundert
© DKJS/Jann Wilken; Rasmus Andreassen in seiner Keynote

Der Referent

Rasmus Andreassen ist Schulleiter an der Sønderskov Skolen in Sønderborg (Dänemark). In seinem Vortrag stellte er das Programm LEAPS (Lernen und Engagement durch authentische Projekte mit Fokus auf Naturwissenschaften) vor.

 

Der Input

Die Digitalisierung stellt alle Bereiche der Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Für den schulischen Kontext resultiert daraus die Frage, wofür man Schülerinnen und Schüler zukünftig ausbilden muss, wenn bereits die Nachrichten davon berichten, dass Roboter in der Zukunft die Arbeit von Anwälten oder Ärzte übernehmen können. VW erstellt heute schon computergenerierte Pressemitteilungen, Amazon verschickt Waren zum Teil per Drohnen. Auch den kontinuierlichen, ununterbrochenen Berufsweg wird es vermutlich kaum noch geben. Andreassen geht davon aus, dass sich junge Menschen darauf einstellen müssen, bis zu sechs verschiedene Karrierewege einzuschlagen.

D.h., Lehrkräfte werden vor der Aufgabe stehen, Schülerinnen und Schüler auf Berufe vorzubereiten, die noch nicht existieren, sie dazu befähigen, mit Technologien umzugehen, die noch nicht erfunden sind und mit Unsicherheiten und Freiheiten umzugehen, die die Zukunft bringen wird. Doch wie gelingt das?

Vor diesem Hintergrund entwickelte sich an der Sønderskov Skolen ein Anliegen: Wir wollen einen ganz anderen Schultag gestalten! Damit Schülerinnen und Schüler gut auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet werden, hat das Kollegium ein besonderes Programm eingeführt: „Lernen und Engagement durch authentische Projekte mit Fokus auf Naturwissenschaften“ (LEAPS)

LEAPS will Lust auf Naturwissenschaften machen und zwar durch projektorientiertes, fächerübergreifendes Lernen an konkreten Fragestellungen. Alle Projekte stellen die Kinder nicht nur vor authentische Probleme, die von ihnen gelöst werden wollen, sondern sie sind so ausgerichtet, dass notwendige Kompetenzen erlernt werden können. Das ist eine Herausforderung für die Lehrkräfte, die dies im Blick behalten müssen.

Kreative Lösungen ausprobieren, können sie z. B. auch im eigens eingerichteten Roboter- und Technik-Labor. Rasmus Andreassen ist es wichtig, dass alle Kinder zumindest Grundkenntnisse im Programmieren erlernen. Und sie sollen die Möglichkeit bekommen, ihre Kenntnisse zu vertiefen, wenn sie das möchten.

Wichtig seien Programme wie LEAPS, weil sie auf jene Kompetenzen vorbereiten, die für Schülerinnen und Schüler in der Zukunft von Bedeutung sein werden, so Rasmus Andreassen. Das sei etwa die Kompetenz stetig Neues lernen oder Bekanntes wieder „verlernen“ zu können. Ebenso wie die Fähigkeit, sich Neues selbstständig, ohne Unterricht, aneignen zu können. Dazu brauchen Kinder und Jugendliche Aufgaben, die sie herausfordern und Feedback, das sie vom ersten Lösungsentwurf bis zum endgültigen Resultat begleitet. Darum geht es bei LEAPS.

Mit LEAPS hat die Schule vor ca. zwei Jahren begonnen. Dazu musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Manche Lehrkräfte konnten und können nicht überzeugt werden, aber ein Großteil ist inzwischen begeistert vom Programm.

Dass das LEAPS-Programm so umfassend an seiner Schule eingeführt werden konnte, das verdanke er auch den Eltern. Es war wichtig, diese von Beginn an einzubeziehen, betonte der Schulleiter aus Dänemark. Kontinuierliche Kommunikation mit den Eltern, ihnen begreiflich machen, warum so gearbeitet wird, das hält Andreassen für einen wichtigen Erfolgsfaktor.

Was hat noch geholfen, LEAPS umzusetzen? Andreassen und seine Kollegen haben die besten Schulen weltweit besucht, waren in den USA und Neuseeland. In San Diego hat sich das Team inspirieren lassen vom Projektlernen. Dort wird selbst das Lesen in Projekten gelernt. Das Beste aus diesen Schule wurde für die eigene Schule übersetzt. 

Er berichtete von den Erfolgen des LEAPS-Programms: Mehr Schülerinnen und Schüler würden einen weiterführenden Abschluss machen oder einen naturwissenschaftlichen Ausbildungsweg einschlagen. Kinder und Jugendliche aus bildungsbenachteiligten Familien hätten mehr Erfolge in der Schule und unter den Lehrkräften herrsche eine größere Zufriedenheit. Das besondere Format des Schule-Elternhaus-Gesprächs, das die Schule entwickelt hat, wurde mittlerweile von vielen anderen Schulen übernommen. Die Schülerinnen und Schüler, nicht die Lehrkräfte, präsentieren in diesem Gespräche ihre Lernentwicklung und zunehmend werden sie dahin geführt, das Gespräch selbst zu steuern. Dies sei ein wichtiger Bestandteil von Verantwortungsübernahme für das eigene Lernen, so Andreassen. In diese Richtung wird die Schule weiterarbeiten.

Hier finden Sie die Präsentation von Rasmus Andreassen.