Gemeinsam essen – Essen mit Genuss

Bundesland

  • Baden-Württemberg

Die ökologische Ausrichtung eines schulischen Entwicklungsprozesses in Richtung Nachhaltigkeit wird in Hauswirtschaft und Ernährung vesucht

Projektdaten

Klassenstufen: klassenübergreifend
Anzahl der Schüler/innen: variabel
Anzahl der Lehrer/innen: Hauswirtschaftspädagogen
Fachbereiche: Hauswirtschaft und Ernährung
Wochenstunden: nach Stundentafel
Das Projekt

Umwelterziehung ist seit 1996 ein Thema der Schule. Viele Projekte (z.B. klimafreundliche und Energie sparende Schule) wurden in diesem Bereich durchgeführt. Ab 1999 nahm die Schule am Öko-Audit teil, um die allgemeine Umweltsituation an der Schule zu verbessern. Seit November 2000 existiert ein Umweltteam, das die Aktivitäten in diesem Bereich steuert. Die Umwelterklärung der Schule nach der EG-Öko-Audit-Verordnung wurde 2001 für gültig erklärt und in das Register der zuständigen Industrie- und Handelskammer eingetragen. Als dann feststand, dass die gesamte Schule mit dem Außengelände bis in das Jahr 2005 generalsaniert werden soll, wurde von einer Revalidierung des Öko-Audits zunächst abgesehen. Dennoch war klar, dass man im Bereich Umwelterziehung weiterarbeiten wollte, sodass man sich einigte, im Rahmen des BLK-Programms 21 - Bildung für eine nachhaltige Entwicklung im Sinne eines Nachhaltigkeits-Audit weiterzuarbeiten. Diese Arbeit erfolgt in den thematischen Bereichen „Abfall“, „Gestaltung der Außenanlagen der Schulen“ und „Ernährung/Richtig essen“. Hier wird der Schwerpunkt Ernährung („Essen mit Genuss“) näher betrachtet. In diesem Projekt wurde unter anderem ein gemeinsames Schulfrühstück, ein gesundes Pausenfrühstück und ein Mittagessen an der Schule eingerichtet. Zusammen mit den Schüler/innen und Eltern wurde erarbeitet, welches Essen gesund ist und angeboten werden soll. Geachtet wurde auf ökologische, soziale und ökonomische Aspekte wie ausgewogene Ernährung, Produktherkunft, Bioprodukte, frische Zubereitung und Essen als gemeinsames Erlebnis. Das Projekt Essen mit Genuss und speziell das Schulfrühstück mit dem gesunden Pausenfrühstück wurde im Schuljahr 2004/2005 in das Schulcurriculum der Schule mit aufgenommen.

Der Auslöser

Ausgangspunkt für die Entscheidung, sich mit dem Thema „Richtig essen“ auseinander zu setzen, waren Untersuchungen einer Schülergruppe zum Thema „Frühstücken“. Alarmierende Ergebnisse zeigten sich nach einer Befragung der Schüler/innen im Juni 2000 zu ihren Frühstücksgewohnheiten. 65 Prozent der Schüler/innen der Hauptschule und 32 Prozent der Schüler/innen der Grundschule frühstückten überhaupt nicht. Und wenn, dann war die Zusammensetzung des Frühstücks oft weit entfernt von gesunder und ausgewogener Ernährung. Hier sahen alle Beteiligten einen sofortigen Handlungsbedarf und entschieden sich, verstärkt im Bereich Hauswirtschaft/Ernährung zu arbeiten.

Der Weg

Im Rahmen der Umwelterklärung der Schule im Jahr 2001 wurden unter anderem folgende Punkte festgehalten: • Die Küche der Schule wird vorwiegend im Hauswirtschaftsunterricht genutzt. Beim Einkauf von Lebensmitteln wird darauf geachtet, dass Produkte aus der Region und nur zur entsprechenden Saison gekauft werden. Gekocht wird meist vollwertige Ernährung. Die Küche ist mit Energie sparenden Geräten eingerichtet worden, und es wird auf energiearmes Kochen Wert gelegt. • Abfall wird durch bewussten Einkauf so weit wie möglich vermieden, anfallender Müll wird getrennt. • Der Pausenverkauf, der bisher ungesunde Kost wie Schokoriegel, Kuchen, Limonade etc. zuließ, wird verändert. • Die Schüler/innen sollen lernen mit Lebensmitteln bewusster umzugehen. Mit einer Unterrichtseinheit wird ihnen der Weg der Nahrungsmittel vom Erzeuger zum Verbraucher gezeigt. So legte das Umwelt-Team gemeinsam mit den schulischen Gremien in einem weiteren Schritt bestimmte Ziele der Schule für den Bereich Ernährung fest. Hauptziel ist „Essen mit Genuss“, die einzelnen Punkte beinhalten folgende Forderungen: • Bei der Nahrungszubereitung soll auf regionale und saisonale Lebensmittel geachtet werden. • Die Schüler/innen sollen in möglichst viele Prozesse einbezogen werden. • Das Essen in der Gemeinschaft soll die Schulgemeinschaft stärken. • Die familiäre Bedeutung des Essens soll in den Fokus gerückt werden. • Die soziale Kompetenz der Schüler/innen soll durch aktive Mitarbeit gestärkt werden. Somit wurde beschlossen, sowohl die ökologische wie die soziale und ökonomische Seite der Ernährung einzubeziehen. Als Konsequenz wurden (und werden) verschiedene Projekte zum Thema Essen und Essensgewohnheiten durchgeführt, wie auch die folgenden Beispiele zeigen. Um die oben genannten Ziele umzusetzen und auf Grund der bereits erwähnten negativen Umfrageergebnisse, startete man eine Aktionswoche Schulfrühstück, in der ermittelt wurde, welche Nahrungsmittel und Getränke die Schüler /innen bevorzugten bzw. sich wünschten. Schülergruppen der Klassenstufen 8 und 9 übernahmen die Organisation, Einkaufsplanung, Durchführung, Dokumentation, Befragung und Auswertung der Ergebnisse im Rahmen des hauswirtschaftlichen Unterrichts. Mit Hilfe von außerschulischen Kooperationspartnern (Agenda Büro Ulm, BUND, Bioläden etc.) organisierte man eine reichhaltige Frühstückstheke mit regionalen (Bio)Produkten, an der alle Schüler/innen teilnahmen. Das Frühstücken in den Klassen wurde vor allem in der Grundschule gut angenommen, sodass viele Klassen nach wie vor regelmäßig in der Frühstückspause gemeinsam frühstücken. Unterstützt werden die Klassenlehrer hierbei von den Eltern. Des Weiteren beschäftigte man sich im Unterricht mit Themen wie „Fast Food“ oder „Vom Korn zum Brot“. Seit 2002/2003 hat die Schule einen Ganztagsbetrieb. Im Rahmen dieses Ganztagsbetriebs richtete man nun als weitere Konsequenz der Umfragen ein Frühstück vor Schulbeginn ein. Eine der Hauswirtschaftlehrerinnen organisiert dieses Frühstück, das täglich von 7.15–7.45 Uhr für 0,50 Euro angeboten wird. Es wurde mit großem Erfolg angenommen. Als Unterstützung wurden Kräfte vom Sozialamt gestellt, hinzu kommen zahlreiche engagierte Schüler/innen. Zudem wurde das Essensangebot in der Pause verändert. Einzelne Klassen übernahmen den Pausenverkauf mit Hilfskräften von außen. Seitdem fließt der erzielte Gewinn in die Klassenkassen. Bei den Produkten wird auf gesunde Kost geachtet. Im Jahr 2003 wiederholte man die Umfrage in Bezug auf die Ernährungs- und Frühstücksgewohnheiten. Im direkten Vergleich mit der Umfrage des Jahres 2000 stellte sich heraus, dass nun fast 100 Prozent der Grundschüler/innen und 52 Prozent der Hauptschüler/innen regelmäßig frühstückten. Damit zeigte die Arbeit im Bereich Ernährung/Schulfrühstück Erfolge, und die beschriebenen Projekte werden nun kontinuierlich weitergeführt und sind in das Schulcurriculum integriert. Zudem führte eine Schullandheimwoche für die Bereiche Biobauernhof, Brot backen, Streuobstwiese und Landwirtschaft durch. Im nächsten Schuljahr (2005/2006) wird der Betrieb einer Schülercafeteria durch Schüler/innen der 9. Klassen realisiert.

Probleme und Lösungen

Von den Projektbeteiligten wird es als wichtig angesehen, außerschulische Kooperationspartner in die Arbeit einzubeziehen. Unterstützung für die Organisation benötigt man sowohl von Eltern wie auch von Hilfskräften, die eventuell vom Sozialamt für den Ganztagsschulbetrieb gestellt werden können. Bioprodukte im gemeinsamen Schulfrühstück vor dem Unterricht anzubieten hat sich zunächst als nicht finanzierbar herausgestellt, wenn man einen Preis von 0,50 Euro einhalten möchte. Mittlerweile haben diese aber Eingang in das Schulfrühstück in Form von Biomüsli, Apfelsaft von Streuobstwiesen und ab und an Wurst vom Bauernhof gefunden. Der Anfang ist hier also gemacht, und man möchte diesen Bereich noch ausbauen. Auf Grund von Umbau- und Ausbaumaßnahmen am Hauptbau der Schule konnte die Idee einer Schülercafeteria durch Schüler/innen der 9. Klassen noch nicht umgesetzt werden, wird aber nun im kommenden Schuljahr realisiert.

Blitzlicht

Als Ergänzung zum Brötchenverkauf bietet eine Arbeitsgruppe aus den Klassen 5 bis 8 Powerpacks zum Verkauf an. Schüler und Schülerinnen einer AG füllen dazu einen Beutel mit Nüssen, Rosinen und Trockenobst ab; dabei werden Tütchen aus einem biologisch abbaubaren Material verwendet. Täglich werden ca. 40 solcher Powerpacks zum Preis von 0,50 Euro verkauft; sie sind sowohl bei Lehrerinnen und Lehrern als auch bei den Schülerinnen und Schülern sehr beliebt, berichtet Claus Brenner, der das Projekt in einem Werkstattmaterial des BLK-Programms 21 dokumentierte.

Schule
Schulname
Eduard-Mörike-Schule
Schulart
Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule
Schulangebote
Ganztagsbetreuung
Schulanschrift

Hofäckerweg 84 89075 Ulm Tel. 0731-161-35 11

E-Mail
Claus Brenner; E-Mail: claus.brenner@gmx.de
Anzahl der Schüler/innen
ca. 300 (Grundschule) ca. 200 (Hauptschule)
Anzahl der Lehrer/innen
42
Sonstiges pädogogisches Personal
3 Schulsozialarbeiter, außerschulische Partner für die Ganztagsbetreuung
Ansatz der Schule

Umweltbildung; Medienpädagogik; Bildung für nachhaltige Entwicklung; Nachhaltigkeits-Audit; Ernährung

Zeitstruktur

Kernzeit: 8–13 Uhr, Ganztagsbetreuung bis 16 Uhr

Netzwerke der Schule

Verlässliche Grundschule (Baden-Württemberg)

Programme der Schule

Modellversuche der Schule

BLK-Programm 21

Wettbewerbe der Schule

regelmäßige Teilnahme an Wettbewerben der IHK und der Stadt Ulm im Bereich Umweltbildung

Sozialraum der Schule

Übergangswohnheim für Aussiedlerkinder in Schulnähe

Zusammensetzung

hoher Anteil an Schüler/innen mit Migrationshintergrund

Besonderheiten

diverse Projekte zu den Themen Bewegung und Ernährung im Grundschulalter

Referenzen

Modellschule im Programm Transfer-21 der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung

Autoren

  • Sabine Preusser