Fragen lernen – Forschen können

 

 

Lena (12): Das Schwerste war, dass ich zuerst keine Frage hatte!

 

Durch forschendes Lernen erwerben Schülerinnen und Schüler eigenständiges und kritisches Denken, Problemlösungsstrategien und Evaluationsmethoden. Diese Fähigkeiten benötigen sie zunehmend auch in ihrem alltäglichen Leben. Wenn Kinder in die Schule kommen, dann ist die Fährigkeit zum neugierigen Fragen noch vorhanden, eine Art „Rohstoff“, den die Kinder in die Schule tragen. Ist dieser dann ab der Sekundarstufe aufgebraucht? Doppelt schwer ist somit die Herausforderung für die Lehrerinnen und Lehrer. Lernpsychologen wissen heute, dass Kinder selbst die Antworten finden sollten. Daraus gewinnen die Heranwachsenden Selbstwirksamkeitserfahrungen. Diese spornen an, die Welt immer wieder neu zu erobern und Ideen zu finden, die möglicherweise auch die globalen Herausforderungen meistern helfen.

Die zugrundeliegende Konzeption des forschenden Lernens ist das problembasierte Lernen. Während die meisten anderen Unterrichtskonzepte primär auf die Vermittlung von deklarativem Wissen (Informationen, Faktenwissen) abzielen und erst durch die Auswahl bestimmter Methoden oder Sozialformen den nachfolgend genannten Aspekten Beachtung schenken, betont das forschend entwickelnde Unterrichtsverfahren selbst weitergehend übergeordnete Kompetenzen, die den deklarativen Inhalten mindestens gleichwertig gegenüberstehen.

... wenn ich noch eine Frage hätte

Forschend Lernen kann auch als fragendes Lernen bezeichnet werden. Lena aus der 6. Klasse einer Hamburger Schule meint nach einem halben Jahr forschenden Unterrichts: „Das Schwerste war, dass ich zuerst keine Frage hatte! Unsere Lehrerin hat mich echt verwirrt. Ich wusste erst nicht, was sie wollte.“ 
Die Kinder verlernen das Fragen, weil es überall schon Überschriften und fertige Antworten gibt. Sie wachsen in einer Welt auf, die mittlerweile fast allen einen uneingeschränkten Zugriff auf Wissen ermöglicht. Mit Google wird ein Kind auf fast jede Frage eine Antwort finden. Einige empfinden das als „lähmend“. Der notwendige und oft übersehene Mehrwert des Internets gegenüber dem Lehrbuch liegt jedoch darin, dass der Suchende eine Frage mitbringen muss. Ohne Eingabe in die Suchmaschine bleibt diese tot und stumm. Die Antwort allerdings liegt im Netz und ein Mausklick genügt. Lena dazu: „Egal ob ich eine Frage in Google eingebe oder ein Wort, in beiden Fällen komme ich der Sache auf die Spur, meistens stoße ich sogar auf Neues.“ Dieses „Wirrwarr verstehe ich mittlerweile als Chance für meine pädagogische Arbeit,“ so Lenas Lehrerin.

Fragen können – eine Kulturtechnik

Die richtige Frage zu finden wird eine Kulturtechnik und darauf aufbauend den Unterricht zu entwickeln, spornt Schüler an, sich vor allem auch kognitiv weiter zu entwickeln, um wieder zu lernen, Fragen zu finden. Dann jedoch auf einer höheren Ebene. Im Sachkundeunterricht der Grundschule und im naturwissenschaftlichen Unterricht der Sekundarstufe können Sinneserfahrungen die Entwicklung von eigenen Fragen „ankurbeln“. Fragen entstehen auch, wenn Schüler Experimente erleben, in denen sich Alltagsphänomene verstecken. Die Beobachtungen werden von Fragen regelrecht verfolgt, so meint es die Lehrerin von Lena. 

Die Lernumgebung für forschendes Lernen orientiert auf das Gewinnen primärer Erlebnisse. Das führt entweder aus der Schule heraus oder in eine Welt von Experimenten, die im Klassenzimmer möglich werden. Erst in einem zweiten Schritt werden Erklärungen gesucht. Dann erweitert sich die Lernumgebung um sekundäre Wissensquellen, wie Internet und Bücher. Das didaktische Konzept beruht auf einem darauf abgestimmten Arrangement.

Website zum forschenden Lernen
Was ist forschendes Lernen? Wie kann ich diesen Ansatz im Kita- oder Schulalltag umsetzen? Und wie baue ich eine Lernwerkstatt auf, in der Kinder forschend die Welt entdecken können? Antworten und Materialien finden Sie auf der neuen Website der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS): www.forschendes-lernen.net

Datum: 19.06.2010
© www.ganztaegig-lernen.de