Eltern verändern die Lernumgebung

Eltern verändern die Lernumgebung
© Enno Schröder Boddenschule Neuenkirchen

Auslöser für Veränderungen an Schulen gibt es viele, an manchen Orten sind es die Eltern. Das kommt insbesondere dann vor, wenn es eine auf organisierter Beteiligung beruhenden Schulentwicklung gibt.

Selbst vor dem Hintergrund knapper Ressourcen kann es dann vorkommen, dass Eltern ihren Kindern eine digitalisierte Lernumgebung ermöglichen. Der folgende Beitrag führt in die Boddenschule Neuenkirchen im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern.

Schulleiter Bernd Leu fördert die Elternbeteiligung und ist stolz auf das mitllerweile Erreichte. Ab den 7. Klassen verfügen die Schülerinnen und Schüler über eigene Tablets. Die Eltern haben sich verabredet und finanzieren die Geräte der Kinder aus eigener Tasche. 

„Keine Kabel, keine Zeitverschwendung!“

.... so erklärt Enno Schröder, Lehrer an der Boddenschule, die Rahmenbedingungen seines Unterrichts und meint damit das Lehren und Lernen in einer Lernumgebung, in der ein Tablet dazugehört. Das Unterrichtsscript von Enno Schröder nutzt die Möglichkeiten des Tablets, um didaktische Ideen umzusetzen. Sein Anspruch, Kompetenzen zu unterrichten, ist mit einem digitalen „Alleskönner“ einfacher zu verwirklichen. 

Dass die Schülerinnen und Schüler der 7. Klassen mit einem Tablet in die Schule gehen und dieses auch mit nach Hause nehmen, liegt an der Initiative der Eltern. In einem Auditworkshop hatten Lehrerinnen und Lehrer, Amtsvorsteher und Sachbearbeiterin, Schülerinnen und Schüler und die Eltern gemeinsam die Ergebnisse einer Selbstevaluation diskutiert. 

In dieser Evaluation beleuchteten die Lehrerinnen und Lehrer unter anderem ihre Unterrichtsqualität vor dem Hintergrund bestehender Rahmenbedingungen und nahmen sich vor, diese zu verändern, auch wenn die Amtskassen leer sind.

Individualisierter und vor allem kompetenzorientierter Unterricht benötigt selbstorganisiertes Lernen und Zugriff auf Tools und Wissen. Die Schüler kritisierten, dass Letzteres nur aus vorhandenen Lehrbüchern geschöpft wird. Die Eltern wiederum erkannten in den Tablets das Potenzial für eine gezielte Medienerziehung. Unterricht sollte als Raum zur Reflexion eines Mediums verstanden werden, das aus der Perspektive der Eltern für die eigenen Kinder längst Lebensraum und Lebenswelt geworden ist. Das Interesse der Eltern richtete sich hierbei auf eine aktive Erziehungsarbeit, bei der sie sich oft allein gelassen fühlten.

Wünsche aufgreifen!

Die elterlichen Wünsche konnten Enno Schröder und sein Schulleiter gut aufgreifen. Beide hatten bereits vorgedacht und sich in Fortbildungen mit Unterrichtspraxis und technischen Rahmenbedingungen auseinandergesetzt. Mit dem Ergebnis, dass das kabellose Gerät in ein herkömmliches Unterrichtsscript eingebaut wurde. Zunächst zum Übersetzen und zum Vertiefen von Inhalten, teilweise auch zum Recherchieren. Die eigentliche Veränderung bei Schülerinnen und Schülern stellt sich aber dann ein, wenn der Zugang zu den scheinbar unendlichen Wissensbeständen im Internet zu der Erkenntnis führt, dass das reine Wiedergeben von Fakten nicht ausreicht. Vielmehr müssen Kompetenzen erworben werden, wie man dieses Wissen bewerten und einordnen kann.

Die Regionale Schule Neuenkirchen durchläuft eine grundsätzliche Veränderung. Neben Lehrbüchern und Heftern steckt in jeder Schultasche ein Tablet-PC. Und damit eilen die Rahmenbedingungen ausnahmsweise den didaktischen Vorstellungen voraus. Eine ungewohnte und seltene Situation.

Ausführliche Informationen bietet die Webseite der Schule 

31.03.2014
www.ganztaegig-lernen.de