Die Kunst, Kunst auszustellen

Bundesland

  • Mecklenburg-Vorpommern

Mit einer Ausstellung der besonderen Art zeigte der Kunstleistungskurs des Schlossgymnasiums Gützkow seine ganze kreative Bandbreite: Nicht nur die Exponate waren Kunstwerke, sondern die Ausstellung selbst war eins

Projektdaten

Klassenstufen: 13
Anzahl der Schüler/innen: 12
Anzahl der Lehrer/innen: 1
Fachbereiche: Kunst, Deutsch, Musik, Schülerfirma G.E.G.
Wochenstunden: 5
Das Projekt

Im November 2004 präsentierte sich der Kunstleistungskurs der Öffentlichkeit mit einer Ausstellung seiner Arbeiten der letzten drei Semester, worunter sich neben Exkursions- und Studienarbeiten, Ergebnisse aus Workshops in Form von Lichtobjekten, noch zahlreiche Malereien, Grafiken und Plastiken befanden. Die Vielfältigkeit der Exponate wurde in einer angenehmen Atmosphäre in Szene gesetzt. Bei den grafischen Arbeiten stehen vor allem fachübergreifende Aspekte im Vordergrund, wie zum Beispiel Illustrationen zu Werken von Goethe und Thomas Mann in verschiedenen druckgrafischen Techniken sowie zeichnerische Entwürfe für das jährlich erarbeitete CD-Cover der Schuljazzband. Durch die hohe Motivation der Schüler/innen entstand eine besondere Ausstellung, in der eine lebendige Frische herrschte. Der Kurs arbeitete mit unserer Schülerfirma G.E.G. (Gesundes Essen Günstig) zusammen. Die Planung und Organisation der Künstler/innen geschah gemeinsam, und sie erarbeiteten ihr Konzept selbst. Viel Engagement zeigten sie, indem sie mit Flyern und Plakaten für die Ausstellung warben. In einem der Präsentationsräume wurden ausschließlich Lichtobjekte ausgestellt, deren warmes Licht mit entspannender Musik harmonierte. Einige weitere Lichtobjekte entstanden in Einzelarbeit zum Thema Design im Unterricht. Die Eröffnung der Kunstausstellung fand im Rahmen des „Tages der offenen Tür“ am Schlossgymnasium Gützkow statt.

Der Auslöser

Der bisher erste und einzige Kunstleistungskurs unserer Schule suchte nach einer geeigneten Form, seine Arbeitsergebnisse zu präsentieren und Mitschüler/innen, Lehrkräften und Eltern die Möglichkeit zu geben, einen Einblick in den Schaffensprozess der zwölf Mitglieder zu ermöglichen und eventuell auch die zukünftigen 12. Klassen für einen Kunstleistungskurs zu interessieren, und entschied sich, ein Ausstellungskonzept zu erarbeiten, das sich von herkömmlichen unterscheiden sollte. Weiterhin waren Vorbereitung und Leitung der Ausstellung eine praktische Übung für zukünftige künstlerische Veranstaltungen und sollte jedes Kursmitglied mit den Problemen bei der Organisation und Durchführung eines solchen Projekts vertraut machen.

Der Weg

Durch zahlreiche Arbeiten, Workshops und Exkursionen musste der rote Faden, kreativ und produktiv zu arbeiten, einen abschließenden Punkt finden, und so entstand die Ausstellung. Nun mussten wir Engagement zeigen, unsere Kreativität freisetzen und zu Teamfähigkeit und Zielstrebigkeit aufrufen. Die Aufteilung des Kurses in Gruppen mit speziellen Verantwortlichkeiten wie Organisation, Raumgestaltung, Textgestaltung, Licht und Musik und Öffentlichkeitsarbeit erleichterte die Zusammenarbeit und Koordination bei der Planung und Vorbereitung. Dazu gehörte auch die Kooperation mit der Schülerfirma, die für kulinarische Unterstützung bei der Ausstellungseröffnung sorgte und sie damit noch ausgefeilter machte. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Vorbereitung war in jedem Fall die Kontaktaufnahme mit den verschiedenen Lokalredaktionen und der beständige Kontakt zu einer Schülerin, die Mitarbeiterin bei einer Lokalzeitung ist. Auch der Aufbau der Ausstellung in zwei Räumen mit einem verbindenden Flur war eine sehr komplexe und wichtige Etappe. Der erste Raum wurde mit Spots in harmonisches Licht getaucht, mit großen Stoffbahnen dekoriert, und durch Musik und zentral platzierte Sitzgelegenheiten entstand eine angenehme Atmosphäre. Im zweiten Raum wurden die Lichtobjekte aus unserem Workshop ausgestellt, bei dem mit einer erfahrenen Kunsthandwerkerin der Region zusammengearbeitet wurde. Absicht war es, den Raum so zu gestalten und die Lichtobjekte so zu präsentieren, dass die verschiedenen Sinneswahrnehmungen der Betrachter angesprochen und geschärft werden. Der Flur stellte die Verbindung zwischen beiden Räumen her. Hier befanden sich Kreidezeichnungen aus dem Unterricht und aus den absolvierten Klausuren. Zwei großformatige Malereien aus einer fachübergreifende Studienaufgabe sowie engagierter außerunterrichtlicher Arbeit, steigerten das hohe Niveau des künstlerischen Gesamteindrucks noch.

Probleme und Lösungen

Die Ausstellung, wie sie den Besucher/innen präsentiert wurde, war das Ergebnis monatelanger Vorarbeiten und Vorbereitungen aller Kursmitglieder. Die meiste Arbeit, die sich auf die Ausgestaltung der Räumlichkeiten bezog, wurde jedoch am Tag der Eröffnung unter großem Zeitdruck verrichtet. Es ergaben sich Probleme, die vorher mangels Erfahrung nicht absehbar waren und in letzter Minute bewältigt werden mussten. Damit wurde die Ausgestaltung zu einem wichtigen Lernprozess für alle Beteiligten, gerade was Verantwortung betrifft. Damit alle Werke ihre individuelle und spezifische Wirkung entfalten konnten, wurde großer Wert auf die Zusammenstellung und passende Beschriftung gelegt. So bekam jedes Arbeitsfeld entsprechende Untertitel bzw. Themenerläuterungen. Allein das Einrahmen und Aufhängen stellte sich als komplizierter heraus als gedacht und erforderte größtes handwerkliches Geschick. Aber durch Kreativität und Improvisation konnten letzte Mängel beseitigt werden, und auch nicht besonders edle und schuleigene Bilderrahmen erschienen in einem ganz anderen Licht. Einzelne Verantwortliche konnten schließlich fehlende Materialien durch eine zusätzliche Nachtschicht bis zum Ausstellungstag nachfertigen. Ein besonders großes Problem ergab sich bei der technischen Ausstattung der Lichtobjekte. Es waren unzählige Verteilerkabel notwendig, die aber nicht zu sehen sein sollten, um die Ästhetik nicht zu beeinträchtigen. An dieser Stelle herzlichen Dank unserem Fachlehrer für Physik und Mathematik. Da fast alle Kursmitglieder unterschiedliche Ansichten und Vorstellungen darüber hatten, wie ihre Arbeit am wirkungsvollsten präsentiert wird, verlängerte sich der Prozess der Ausgestaltung zwar, trug aber dazu bei, dass die Ausstellung Vielseitigkeit zum Ausdruck brachte und das Verantwortungsbewusstsein bei jedem Beteiligten erweiterte sowie die Kompromissbereitschaft stärkte. Trotz aller Schwierigkeiten entstand im Endeffekt eine Ausstellung, die die Facettenvielfalt der Kunst beleuchtete und auf vorwiegend positive Resonanz stieß.

Blitzlicht

„Der pure Stress! Keiner hat einen Plan, alle laufen rum wie aufgeschreckte Hühner. Wie soll das nur bis morgen was werden? Ich hätte nie erwartet, dass es so viel Arbeit ist!“, so ein Kursmitglied. Der Morgen der Eröffnung: Alle erscheinen mehr oder weniger pünktlich um neun Uhr. Jetzt ist es nur noch eine Stunde bis zur Eröffnung. Die Anspannung steht jedem ins Gesicht geschrieben, weit aufgerissene Augen, leichenblasse Gesichter und zitternde Hände. Zwölf Mädchen laufen auf und ab und versuchen krampfhaft die letzten kleinen Mängel zu beseitigen und sich einzureden, dass schon alles irgendwie klappen wird. Plötzlich der Einwurf: „Wir müssen doch irgendwas zur Eröffnung sagen.“ Schnell verschwinden zwei von uns in den Vorbereitungsraum und starten das Brainstorming. Andere sind damit beschäftigt, noch die letzten Fußtapsen als Wegweiser auf den Boden zu kleben. Das Licht der Scheinwerfer wird zum tausendsten Mal überprüft, die Stoffe auf unseren Sitzgelegenheiten zurechtgezupft und die Häppchen nett arrangiert. Natürlich dürfen das Gästebuch und der Spendenhut für die Künstlerinnen nicht fehlen. Nun sind alle bereit. Es kann losgehen! Die frisch eingeübte Eröffnungsrede klappt ohne Probleme. Zwar übersehen einige Ausstellungsgäste unsere Wegweiser, aber sonst läuft alles wie geplant. Immer mehr Leute betreten das Gebäude, um unsere Arbeiten zu begutachten. Einige sprechen uns direkt an und teilen uns ihre Eindrücke mit, und es kommt zu interessanten Gesprächen, oder sie schreiben ein paar nette Worte in das bereitgelegte Gästebuch: „Ich danke allen Teilnehmern und der Leiterin des Leistungskurses Kunst für die tolle Arbeit. Sie haben das Leben an unserem Gymnasium bereichert, neue Maßstäbe gesetzt und einen Hauch künstlerischen Flairs in unser Haus gebracht. Mögen die Impulse weiterhin anhalten, unsere jungen Künstler auf ihrem Lebensweg begleiten und von nachfolgenden Jahrgangsstufen aufgegriffen werden.“ (Schulleiterin) – „Die Ausstellung ist ganz toll! Man sollte sie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. An alle Künstler ein großes Dankeschön für diesen Genuss!“ (Besucherin) – „Lieber Leistungskurs, die Ausstellung ist super. Hier lebt die Kunst! Viel Erfolg!“ (Schülerin) Wir haben es geschafft. Die Erleichterung über die durchaus gelungene Ausstellung ist deutlich spürbar. Jetzt haben wir Zeit, unsere Arbeit selbst zu genießen. Ein Teil von uns begibt sich auf den Rundgang und betrachtet alle Werke noch mal einmal in Ruhe in der Rolle eines Besuchers, während es sich andere auf der Couch bequem machen und einfach die Stimmung, die Musik und das Licht auf sich wirken lassen. Fast alles ist nach unseren Vorstellungen verlaufen, wenn nicht sogar besser. Also können wir mit Zufriedenheit ins Abitur gehen. „Ich fand es sehr toll, dass die Ausstellung gelungen ist. Die Reaktionen der Leute waren sehr schön, und die Zusammenarbeit zwischen uns hat am Ende immer besser geklappt. Der Stress hat sich gelohnt.“ (Kursmitglied)

Schule
Schulname
Schlossgymnasium Gützkow
Schulart
Gymnasium
Schulangebote
teilgebunden
Schulanschrift

Schlossgymnasium Gützkow Parkstr. 18 17506 Gützkow

E-Mail
Schlossgym.verwaltung@gmx.de
Anzahl der Schüler/innen
660
Anzahl der Lehrer/innen
43
Sonstiges pädogogisches Personal
1 Schulsozialarbeiterin
Ansatz der Schule

Europaschule; bilingualer Unterricht

Zeitstruktur

keine flexible Rhythmisierung der Stundentafel; 2. Halbjahr 2004/2005: Blockstunden geplant

Netzwerke der Schule

Arbeitskreis Lernen am PC beim Schulamt Ostvorpommern; Comenius-Partner

Programme der Schule

Sokrates (Comenius)

Modellversuche der Schule

Selbstständige Schule im Modellversuch Mecklenburg-Vorpommern

Wettbewerbe der Schule

Mathematikolympiade; Fremdsprachenolympiaden; Talentwettbewerbe; Geografieolympiade; Schola-21; Landeswettbewerb Medieninitiative

Sozialraum der Schule

kleinstädtisch, ländlich; weites Einzugsgebiet

Zusammensetzung

sehr geringer Migrationshintergrund

Besonderheiten

hoher Anteil an Fahrschüler/innen

Referenzen

Das Projekt hat erfolgreich am 1. Ganztagsschulwettbewerb „Zeigt her eure Schule“ teilgenommen.

Autoren

  • Egbert Motzkus