Aktiv Lernen in der Ganztagsschule

 

„Wer Handlungsfähigkeit will, muss handeln lassen!
Wer Selbständigkeit will, muss Selbständigkeit gewähren.“
Petersen, 2001

 

Handeln im Sinne von zielgerichtetem Tun hat immer die Voraussetzung, „dass der Lernprozess sinnvolle Ziele in Form von Aufgaben und Problemen enthält, von denen her der Lernende seine Aktivitäten zunehmend selbständig organisieren kann. Denken und praktisches Handeln sind eng aufeinander bezogen, weil sie die gleiche Struktur besitzen.“ (Reetz/Seyd)

Handlungsorientiertes Lernen fördert bei Schülern

  • Motivation
  • Selbstständigkeit
  • Kreativität
  • Methodenbeherrschung
  • Teamgeist

... reduziert bei Lehrern

  • allseitige Verantwortlichkeit
  • Belastung durch Schülerstörungen
  • Disziplinierungszwang
  • physisch-psychische Anstrengungen
  • nervliche Anspannung

Inszenierungsmuster

Werkstatt

Nutzung des Unterrichts zur Herstellung konkreter Produkte.

Labor

Nutzung des Unterrichts zur Erforschung von Sinn-, Sach- und Problemzusammenhängen. Dazu entwickeln Schüler und Lehrer bestimmte Forschungsziele, formulieren Hypothesen, machen Experimente und werten die Ergebnisse aus.

Expedition

Nutzung des Unterrichts zum Verlassen des Klassenraumes und zur Erkundung der natürlichen und sozialen Umgebung.

Theater

Nutzung des Unterrichts zum Nachspielen der sozialen Wirklichkeit oder zur Inszenierung einer Kunstwelt.

Projektunterricht
Planvolles Handeln aus ganzem Herzen, das in einer sozialen Umgebung stattfindet.

Rolle des Schüler

  • Verantwortung übernehmen
  • Erfahrungen und Interessen mit einbringen können
  • Zusammenhänge zu anderen Lernbereichen herstellen können
  • Sinn im Tun, einen Zusammenhang zu künftigen Tätigkeiten sehen
  • mit allen Sinnen lernen
  • mit anderen kooperieren und kommunizieren
  • mit anderen gemeinsam Handlungen ausprobieren
  • auf ein Ergebnis / Produkt hinarbeiten, das zu etwas zu gebrauchen ist
  • aktiv sein können

Rolle des Lehrers

  • den Lernenden etwas zutrauen, beraten
  • Lernumwege zulassen
  • Fehler als positiven Faktor im Lernprozess sehen
  • vereinbarte Zielvorgaben durchführen
  • von der Fachsystematik abweichen
  • mit Kollegen kooperieren
  • die zu erlernenden Kompetenzen zeigen

Raster zum handlungsorientierten Lernen

Phase I Lehr- und Lernziele festlegen

Lehrverpflichtungen und Interessen des Lehrers darstellen

Phase II Handlungziele festlegen

Lernvoraussetzungen und Interessen der Schüler darstellen
(z.B. Brainstorming)

Phase III Einstieg

Orientierung zum Thema und Erproben seiner Sach-, Sinn- und Problemzusammenhänge
(z.B. Generieren von Fragen)

Phase IV Handlungsprodukt bestimmen

Verständigung des Lehrers und der Schüler über möglich Handlungsprodukte

Phase V Umsetzung

  • Vorbereitung
  • Planung
  • Produktion

Phase VI Auswertung

Reflexion
Präsentation

Handlungsprozesse und -produkte

Der Ansatz der Handlungsorientierung wird noch deutlicher, wenn man konkrete Beispiele für Handlungsprozesse und -produkte gibt (vgl. BÖNSCH, 1990). Die folgende Abbildung ist ein Taxonomievorschlag, um Schülertätigkeiten einzuordnen und dafür geignete Ergenisformate abzuleiten.

 


Literatur
GUDJONS, (1998): Didaktik zum Anfassen: Lehrer/in-Persönlichkeit und lebendiger Unterricht. Bad Heilbrunn.
PETERSZEN, W. (2001): Kleines Methoden-Lexikon. München.
MEYER, H, 1997, Unterrichtsmethoden (Band 2). Berlin
REETZ, L./ SEYD, W. (1995): Curriculare Strukturen beruflicher Bildung. In: ARNOLD, R./ LIPSMEIER, A. (Hrsg.): Handbuch der Berufsbildung. Opladen, 203-219.
WEINERT, F. (2001): Leistungsmessungen in Schulen. Weinheim.

Datum: 29.10.2009
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