Vom zarten Pflänzchen zur Bildungslandschaft

Ganztagsschulen werden mehr, sagen die Zahlen des Bundesministeriums für Bildung. Wie sie gemeinsam mit ihren Partnern Bildungslandschaften zum Blühen bringen, zeigte der 4. Ganztagsschulkongress in Berlin.
 

Es war einmal wieder eine Gemeinschaftsarbeit, wie eigentlich alles, was die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung auf die Beine stellt. Zusammen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder und gefördert vom Europäischen Sozialfonds organisierte sie zum vierten Mal den Ganztagsschulkongress. Einen Kongress, der wie jedes Jahr von Aufbruchstimmung lebt und Begeisterung vervielfältigt und der in diesem Jahr die Beteiligten von Ganztagsschulen zu neuen Bildungsbündnissen ermutigen will. Nunmehr fast 6.400 Ganztagsschulen werden im Rahmen des Investitionsprogramms «Zukunft, Bildung und Betreuung» (IZBB) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. Im Pressegespräch weist Bundesbildungsministerin Dr. Annette Schavan auf die Vielzahl von Grund- und Hauptschulen hin, die sich verstärkt zu Ganztagsschulen ausgebaut und dabei sehr innovative Lernmethoden aufgegriffen haben. Erste Ergebnisse der StEG-Studie, die Ganztagsschulen evaluiert, belegten die positive Auswirkung auf das Familienklima und zeigten, dass sie Kinder und Jugendliche aus allen sozialen Kontexten erreichten. Um die Frage zu beantworten, ob die Ganztagsschule anderen Schulformen überlegen sei, müsse der Anteil der gebundenen Ganztagsschulen noch steigen, da sich ein anderer Umgang mit Zeit und eine innovative Lernkultur vor allen in der gebundenen Form realisieren lasse, so Schavan.

Es braucht auch Geld für gute Schulen

Beim anschließenden Rundgang mit Annette Schavan durch die Ausstellung von Serviceagenturen, Schulen und Kooperationspartnern hat Eva Luise Köhler vor allem die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen im Blick. Von den Wissenschaftlern der StEG-Studie will die Vorsitzende der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung wissen, welchen Veränderungsbedarf Schülerinnen und Schüler bei Ganztagsschulen sehen. Sie erfährt, dass es am Mittagsangebot und der Hausaufgabenbetreuung hapert. Dabei ist beim Mittagessen nicht nur die Qualität, sondern auch der Preis ein Problem. Wo das Mittagessen nicht bezuschusst wird, bleiben Kinder aus sozial schwachen Familien häufig hungrig.

Im Plenum haben sich mittlerweile die meisten der rund 1.300 Teilnehmer/innen aus ganz Deutschland eingefunden. Wer von der Anreise noch müde ist, wird spätestens beim Auftritt von „Derya und die Boddin BEATZ“ hellwach. Mit Trommeln, Bläsern und dem Profi-Musiker Derya Takkali sorgen die Schülerinnen und Schüler der Hermann-Boddin-Grundschule aus Berlin Neukölln für einen schwungvollen Start. Die Boddin BEATZ sind eines von mehreren Projekten des Themenateliers «Kulturelle Bildung an Ganztagsschulen», das die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gemeinsam mit der PWC-Stiftung umsetzt.

Eva Luise Köhler ist beeindruckt von der Konzentration und dem Zusammenspiel, die den jungen Musikern auf der Bühne gelingt. In ihrer Eröffnungsrede stellt die Vorsitzende der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung fest: «Das ehemals zarte Pflänzchen Ganztagsschule, das manche für Unkraut hielten, hat weit verzweigte Wurzeln geschlagen.» Um aus diesen Pflanzen eine Bildungslandschaft zu gestalten, bedürfe es verlässlicher Partner und eines transparenten Bildungssystems. Und, auch wenn das nicht in ihrem Manuskript stehe, es brauche auch Geld.

Loslassen will gelernt sein

Inka Schneider moderiert schon zum dritten Mal den Ganztagsschulkongress. Der letzte Kongress habe sie noch Wochen und Monate inspiriert, schwärmt sie. Jetzt hat sie die Aufgabe, Roland Koch anzukündigen, den die meisten als hessischen Ministerpräsidenten kennen. Doch zugleich ist er Gesellschafter der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und kann sich in seinem Land gleich über zwei Standorte der Serviceagentur aus dem Programm «Ideen für mehr! Ganztägig Lernen.» freuen. Das Programm unterstützt im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Ganztagsschulen vor Ort in den Ländern. Sein Land, so Koch, investiere viel in Bildung. Trotzdem will die Landesregierung nicht alles von oben bestimmen. Bildung lokal zu verantworten hieße eben auch, dass sich Bildungsministerien in der Fähigkeit des Loslassens üben müssten. Das sei nicht immer einfach, räumt Koch ein und erntet fröhliches Gelächter und Applaus. Aber auch Lehrer müssten umdenken. «Man wird Schule öffnen müssen», ist Koch überzeugt. Dazu gehöre auch die Wertschätzung der Lehrer für die Arbeit der außerschulischen Partner.

Bei einem Kongress, der auf lokale Bildungslandschaften den Schwerpunkt legt, liegt es nahe, jemanden einzuladen, der etwas von Kommunen versteht. Dr. Herbert Schmalstieg, ehemaliger Bürgermeister von Hannover und ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Städtetages, ist dafür bekannt, dass er für mehr Entscheidungsmöglichkeiten von Kommunen plädiert, nicht zuletzt in der Bildung. «Wenn eine Ganztagsschule mit einem guten Konzept kommt, muss sie genehmigt werden können», fordert er. Leidenschaftlich appelliert Deutschlands dienstältester Bürgermeister an die Länder, mehr Mittel in die   frühkindliche Bildung zu investieren. Wer dieses Geld nicht zur Verfügung stelle, versündige sich an den Zukunftschancen unserer Kinder, so Schmalstieg. Für das von seinem Vorredner Koch erwähnte Problem, dass Schulleiter sich mit Managementaufgaben häufig überfordert fühlten, hat er gleich zwei Ideen parat. Man könne dies in die Ausbildungspläne von Lehrern aufnehmen oder die Schulleiterinnen und Schulleiter mit qualifizierten Mitarbeitern der Verwaltung entlasten. Der Applaus ist ihm sicher.

Damit es bei Forderungen nicht blieb, zeigten zwei Beispiele aus Rostock und Hamburg wie lokale Bildungslandschaften unter schwierigen Ausgangsbedingungen gelingen können. Während in Rostock die Abwanderung junger qualifizierter Menschen ein wachsendes Problem darstellt, plagt Hamburg, dass in den Problemvierteln Wilhelmsburg und Veddel 30 Prozent der Schüler nicht für den Arbeitsmarkt gerüstet sind. In Hamburg hat man nach hitzigen Diskussionen in der Verwaltung die Schulen gefragt, was sie brauchen. Denen musste man Vernetzung nicht erklären. Inzwischen kooperieren über 100 Institutionen im Rahmen der «Bildungsoffensive Elbinseln». Auch in Rostock ist es gelungen, die Partner an einen Tisch zu bekommen. «Es sollten alle die Notbremse ziehen und Zeit und Raum investieren, um auch die mit ins Boot zu nehmen, die skeptisch sind», rät Katrin Oldörp vom Amt für Jugend und Soziales in Rostock allen, die es ihnen nachmachen wollen. Verwaltung sei oft auf Ergebnisse konzentriert, dabei brauche es Wertschätzung und Vertrauen, damit die Beteiligten ihren eigenen Weg finden können.

Es braucht Zeit, sich auf gemeinsame Ziele zu verständigen

Günther Karle fühlt sich ein bisschen als Exot. Er ist zum ersten Mal beim Ganztagsschulkongress und einer der wenigen aus der Wirtschaft. Der Assistent der Geschäftsleitung eines Metall verarbeitenden Betriebes wünscht sich mehr Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Schule. «Als Unternehmen haben wir oft den Eindruck, dass sie Schüler nicht wissen, wohin sie sich eigentlich bewerben. Dabei ist für uns die Motivation unserer künftigen Auszubildenden viel wichtiger als die Schulnote.» Sein Betrieb stellt im Rahmen des Projekts «Produktives Lernen» an drei Tagen in der Woche einen Praktikumsplatz für einen Schüler. Barbara Rübesamen, Lehrerin an der Sekundarschule Burgbreite, entwickelt individuelle Lernpläne für diese Schüler: «Jeder bekommt Aufgaben, die seinem Praxisplatz entsprechen». Häufig lernt sie selbst dabei. Am Projekt begeistert sie vor allem, dass die Jugendlichen Schlüsselqualifikationen lernen. «Nach den zwei Jahren in der Praxis finden die sich überall zurecht», hat Rübesamen erfahren. Einige dieser Hauptschüler haben sogar noch Abitur gemacht.

Noch nie haben die Serviceagenturen «Ganztätgig Lernen» den Kongress so intensiv mit vorbereitet wie in diesem Jahr. Nicht nur die Mitarbeiter aus Sachsen arbeiteten an der Entwicklung der Visualisierunghilfe mit, die die Arbeit in den Foren prägte. Katharina Weinhold von der Servicestelle Sachsen hat sie im Vorfeld auch dazu genutzt, in Dresden und Leipzig die Schul- und Jugendamtsleiter an einen Tisch zu bekommen und gemeinsam Bildung zu planen. «Die stolpern jetzt über Dinge, über die sie noch gar nicht nachgedacht haben», erzählt Weinhold. Dass sie die Serviceagentur dabei zum ersten Mal richtig kennen lernen, ist ein nicht unwillkommener Nebeneffekt.

Im Forum «Regionale Profile: Städte, Gemeinden und Kreise verzahnen Bildungsräume» regt Dr. Hans-Jürgen Stolz vom Deutschen Jugendinstitut an, mehr Heterogenität zu wagen. Er forscht seit langem zu lokalen Bildungsbildungslandschaften und hat festgestellt, dass Jugendämter dazu neigen, problemhomogene Gruppen zusammenzustellen während Schulen zu leistungshomogenen Lerngruppen tendieren. Dabei beweise der internationale Vergleich, dass heterogene, sozial durchmischte Gruppen besser miteinander lernten. Ein besonderer Dorn im Auge sind dem Forscher Gymnasien, die schlechte Schüler einfach in andere Schulen abschieben, anstatt sie individuell zu fördern. Selbst unterschiedliche Schulformen könnten voneinander profitieren. Wenn Schulen das Angebot benachbarter Schulen nutzen würden, müssten sie nicht selbst das ganze Angebotsspektrum bereithalten und könnten anspruchsvollere und spezialisiertere Bildungssettings entwickeln.

Marianne Assenheimer von der Landesschulbehörde Lüneburg baut seit drei Jahren an einer lokalen Bildungslandschaft. Gleich zu Anfang gab man ihr den Rat: «Wenn es euch gelingt, die gewachsene Trennung von Verantwortung und Zuständigkeit zu durchbrechen, habt ihr gewonnen». Als ihr Landrat Wahlkampf machte, packte sie die Gelegenheit beim Schopfe und brachte die Akteure für Jugend und Bildung zusammen. Und als es hieß, ihr macht doch immer Selbstfindung, da muss der Landrat doch nicht dabei sein, ließ sie sich nicht entmutigen. Mittlerweile hat sie auch die Verwaltung davon überzeugt, dass es Zeit braucht, sich über gemeinsame Ziele und Begriffe zu verständigen.

Ideen zum Mitnehmen

Nach den Impulsen im Forum suchten sich Kleingrupen Beispiele für eine lokale Bildungslandschaft, die sie mit Hilfe einer Magnettafel visualisierten und diskutierten. Ein Prozess, der die meisten inspirierte. «Ich werde die Idee der Bildungsbüros mit in meinen kleinen Stadtstaat nehmen», strahlt Dorothee Wassner von der Senatorin für Bildung und Wissenschaft in Bremen. Nils Kleemann, Leiter der Montessori Grundschule Greifswald berichtet: »Ich war in einer Gruppe, in der nicht ein einziger Lehrer war. Die anderen kamen aus der Wirtschaft, vom Schulrat oder von der Schulverwaltung. Das hat mein Bild von Schule sehr erweitert.» Tatsächlich sind beim 4. Ganztagsschulkongress so viele Teilnehmer aus Verwaltung, aus Ländern und Kommunen wie noch nie.

Carlo Winkler ist Schüler. Was ihn keineswegs darin hindert, Verständnis für Lehrer aufzubringen. «Die Arbeitszeit der Lehrer verlängert sich immer mehr, Lehrer sind sehr überbelastet», gibt er zu bedenken, als ich ihn frage, was er an Schule verändern will. Im Forum «Neue Perspektiven: Kinder und Jugendliche gestalten lokale Bildungslandschaften» haben sich Schülerinnen und Schüler versammelt, um ihre Kritik an Schule zusammenzutragen und Forderungen für die Zukunft zu formulieren. Nikolas Wenzke und Bernd Hitzelberg von der Gesamtschule Ost aus Bremen wollen die Ideen vom Ganztagsschulkongress mit an ihre Schule nehmen und mit ihren Lehrern besprechen. Am Vormittag des zweiten Tages präsentieren die Schülerinnen und Schüler ihre Forderungen in einem Film. Ihr größter Wunsch ist eine Schule, die Kinder nicht länger in Schulformen selektiert, in der vom Hauptschüler bis zum Gymnasiasten alle gemeinsam lernen. Von der Bildungslandschaft erwarten die Jugendlichen, dass sie radikal demokratisch organisiert ist und Schülerinnen und Schüler sich gleichberechtigt einbringen können. Bei den Anwesenden rennen sie damit offene Türen ein. Der Film erhält tosenden Applaus.

Am Abend wartet ein besonderes Bonbon auf die Teilnehmer, die Jacobs Foundation spendiert nicht nur einen Empfang, sondern hat auch ein neues Programm aufgelegt. «Lebenswelt Schule – Vernetzung lokaler Akteure und Ressourcen zur individuellen Förderung von Kindern» soll lokale Bildungslandschaften unterstützen. Ausgewählt wurden drei Regionen in Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Hessen. Dr. Bernd Ebersold, Geschäftsführer der Jacobs Foundation, erklärt: «Wir müssen weg von einem Zuständigkeitsdenken hin zu einem prozesshaften Verantwortungsdenken kommen, das sich an Schule als einem Knotenpunkt in der Bildungslandschaft orientiert». Seine Stiftung hatte von Anfang an nicht ausschließlich die Ganztagsschule, sondern vor allem das ganztägige Lernen im Blick. Das neue Projekt sei die konsequente Weiterführung ihres Engagements. Mit ihm ist Kornelia Haugg vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Gespräch gekommen. «Es gibt einen politischen Konsens, dass nicht mehr das Ob von Ganztagsschulen, sondern vor nun das Wie diskutiert wird», stellt sie zufrieden fest. Dabei liegt ihr besonders die Verknüpfung von Vor- und Nachmittag und die individuelle Förderung am Herzen.

Vor Ort beginnen

Am Vormittag des zweiten Tages finden sich einige Erwachsene im Jugendforum ein, um gemeinsam zu diskutieren, wie sich die Forderungen der Schüler verwirklichen lassen. Yvonne Bluhm, Konrektorin der Rütli-Schule in Berlin Neukölln verspricht: «Ich schreibe mir auf die Fahnen, die Schüler so zu motivieren, dass sie das Selbstbewusstsein und den Mut entwickeln, sich mit zu beteiligen.» Ihre Schule, die deutschlandweit in den Schlagzeilen war, weil die Lehrer vor Gewalt und Lernunlust kapitulierten, will Ganztagsschule werden. Dabei ist es ihr wichtig, ihren Schülern zu vermitteln, dass es etwas bringt, sich zu engagieren. Die Schülerin Frauke aus Mainz hat sich vorgenommen, mit Real- und Hauptschülern gemeinsame Aktionen zu planen. Wenn sich das dreigliedrige Bildungssystem schon nicht abschaffen lässt, könne man doch immerhin selbst etwas dafür tun, dass Berührungsängste abgebaut und Grenzen durchlässiger werden. Manche Teilnehmer/innen vergessen vor lauter Wünschen zu sagen, was sie selbst tun können. Prof. Dr. Hans-Martin Lübking vom Pädagogischen Institut der Evangelischen Kirche von Westfalen beklagt, dass Schulentwicklung bislang weitgehend ohne Schüler stattgefunden habe. «Es darf kein Schulgesetz verabschiedet werden, an dem Schüler nicht beteiligt sind», fordert er. Ilona Dänel vom Landeselternrat Sachsen hat den Herzenswunsch, dass Schülerinnen und Schüler Demokratie nicht nur lernen, sondern in der Schule selbst erleben. «Die sind zehn, zwölf Jahre in der Schule und haben fast überhaupt kein Mitspracherecht. Wenn sie über eine so lange Zeit erfahren, dass ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht berücksichtigt werden, wie sollen sie dann demokratiefähig werden?», beklagt Dänel. Der Schüler Christian aus Bayern sieht es ähnlich: «Man lernt in der Schule ja vor allem, das Maul zu halten. Schule ist so autoritär, da muss man sich nicht wundern, wenn die Jugendlichen dann NPD wählen».

Auch ganz konkrete Forderungen an die Lehrerausbildung werden formuliert. «Lehrer müssen Methoden beherrschen, wie sie jeder Teamer vom DGB kann, Motivation von Schülern, Konfliktmanagement, individuelle Förderpläne. Dieser Frontalunterricht bringt niemanden weiter», ist Horst Wenzel, Landesschülervertreter in Nordrhein-Westfalen überzeugt. Hajo Meißner, Schüler aus Berlin räumt selbstkritisch ein: «Wir haben in Berlin extrem viele Möglichkeiten zur Mitbestimmung, wir wissen sie nur nicht zu nutzen.» Der Kongress hat ihn inspiriert, sich in Zukunft verstärkt zu engagieren. Auch die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung will Partizipation zu ihrem Thema machen. So steht der nächste Ganztagsschul-Wettbewerb «Zeigt her eure Schule!» ebenso wie der nächste Kongress im Zeichen der Partizipation.

Schneller als alle Widerstände

Im Kuppelsaal des Berliner Congress Centers träumt der Publizist Dr. Florian Langenscheidt von der Schule des 21. Jahrhunderts. Eine Schule, die zur Neugier ermutigt, die an konkreten Beispielen lehrt, die praxisnahe Module zu Bewerbung, Finanzen, Umgang mit Medien und sogar zum Glück erarbeitet. Eine Schule, die Herzensbildung als ihre Aufgabe betrachtet, die auf ein Drittel des Curriculums verzichtet und sich auf das beschränkt, was Schülerinnen und Schülern noch in 25 Jahren nützt. Fast überrascht ihn der begeisterte Applaus, den er für seine Forderungen erntet. Wenn sogar die Lehrerinnen und Lehrer, die es wissen müssen, für weniger Lernstoff plädieren, dann muss wohl etwas dran sein. Besonders beeindruckt hat den Unternehmer, als er im Rahmen eines Empfangs des Bundespräsidenten einmal Deutschlands engagierteste Lehrerinnen und Lehrer kennen lernen durfte: «Es gibt Lehrer, die sind schneller als die Knüppel, die man ihnen in den Weg wirft», hat Langenscheidt gelernt und lässt seitdem Das-geht-nicht-Begründungen einfach nicht mehr gelten.

Die schöne Aufgabe, ein Fazit des 4. Ganztagsschulkongresses zu ziehen, kommt Kornelia Haugg und Dr. Heike Kahl zu. «Es war viel mehr als ein Austausch, es ist gelungen, Engagement, Euphorie und Fachlichkeit miteinander zu verbinden», freut sich Heike Kahl, die Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Sie ist davon überzeugt, dass die Seviceagenturen die Themen weiter entwickeln, Akteure vernetzen und an Bildungslandschaften mitbauen werden. Eva-Luise-Köhler hatte zu Beginn des Kongresses mit Goethe gesagt: “Wissen ist nicht genug, wir müssen es anwenden. Wollen ist nicht genug, wir müssen es tun." Den Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die jetzt durch einen strahlenden Spätsommertag nach Hause fahren, ist zuzutrauen, dass sie gleich am Montag damit beginnen werden.


Datum: 24.09.2007
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