Schulcharta

Papier - bemalt mit Fußabdrücken und dem Satz "You never walk alone!"
© DKJS / Danny Ibovnik

Hainberg-Gymnasium Göttingen (Niedersachsen)

Die Mitgliedschaft im Netzwerk der UNESCO-Projektschulen verpflichtet: Im Hainberg-Gymnasium Göttingen werden innovative Wege beschritten, um eine umfassende Gesundheitsförderung und Präventionsarbeit zu gewährleisten. Ein Baustein dieser Arbeit ist die 2006 erarbeitete und 2007 eingeführte Hainberg-Gymnasium-Charta. Diese umfasst Verhaltensvorsätze gemäß dem Motto: „Wir leben mit anderen, wir lernen von anderen“.

Es war ein langer Weg, die Schulcharta zu entwickeln und umzusetzen, doch mittlerweile hat es das Hainberg-Gymnasium geschafft: Die Charta ist bei den Schülerinnen und Schülern allgemein akzeptiert und so integraler Bestandteil des Schullebens.

Zu Beginn des Schuljahres führen die Klassenlehrkräfte die Charta in den 5. Klassen mit Hilfe von vorbereiteten Unterrichtsmaterialien ein. Sie bestehen aus Arbeitsblättern und Übungen für vier Unterrichtsstunden und thematisieren die Selbstverpflichtung der Schülerinnen und Schüler oder die Unterscheidung von Hausordnung und Charta. Manche Klassen nutzen einen Projekttag, um sich mit der HG-Charta vertraut zu machen. Nach der Einführung halten die Schülerinnen und Schüler auf einem Unterschriftenblatt fest, dass sie den Inhalt der Charta im Unterricht besprochen und zur Kenntnis genommen haben.

Wenn eine oder mehrere Personen gegen die Leitsätze der Charta verstoßen haben, diskutiert die Klasse den Vorfall gemeinsam. Auch bei auftretenden Konflikten dient die Charta als Grundlage zur Klärung. Eventuelle Sanktionen enthält die Hausordnung wie etwa Gespräche mit dem Schulleiter.

Wie kam es zu der Idee einer Schulcharta? Durch die regelmäßige Überprüfung der Entwicklungsziele der pädagogischen Arbeit und der sonstigen Tätigkeiten identifiziert das Hainberg-Gymnasium Stärken und Schwächen in der Schulqualität. Es plant Verbesserungsmaßnahmen und führt diese in der Reihenfolge durch, die die Gesamtkonferenz beschließt. Im Jahr 2005 wurde als Schwerpunkt der zukünftigen Schulentwicklungsarbeit das Thema „Absprachen und Regelungen“ festgelegt, woraufhin sich im Februar 2006 eine Projektgruppe gründete. Sie setzte sich aus Schülerinnen und Schülern, Eltern sowie Lehrkräften zusammen. Gemeinsam verfolgten sie das Ziel, eine allgemein akzeptierte Schulcharta zu entwickeln, die die Einhaltung von Absprachen und Verbindlichkeiten in der Schüler-, Lehrer- und Elternschaft verbessern sollte. Neben der Erstellung der Charta erprobte die Projektgruppe die Charta auch in der Schulgemeinschaft und überprüfte die Resonanz der Schülerinnen und Schüler.

Bevor sie die Arbeit an der Schulcharta aufnahmen, haben sie alle Schülerinnen und Schüler des Hainberg-Gymnasiums der Jahrgänge 5 und 6 in Klassenbesuchen mit Kartenabfragen nach gewünschten Inhalten des Regelwerks befragt. Die ermittelten Ergebnisse wurden anschließend an Stellwänden geclustert und nach Themen geordnet.

Den ersten Entwurf erhielten zunächst die Lehrkräfte der Jahrgangsstufe 5 und 6. Sie gaben Feedback anhand eines Rückmeldebogens, den die Projektgruppe auswertete. Auf Elternabenden hatten Eltern die Chance, auf die Entwürfe einzuwirken. Im März 2007 stand die Endfassung der HG-Charta schließlich fest, die dann in den Jahrgängen 5 und 6 über die Klassenlehrkräfte eingeführt wurde. Alle Klassenräume der 5. und 6. Klassen erhielten ein Plakat mit der Charta. Im Juni 2007 wurde die Charta auf der Gesamtkonferenz beschlossen. Zusätzlich erhielten die Klassenlehrkräfte ein Anschreiben und Unterrichtsmaterialien zur Einführung der Charta.

Im Dezember 2007 erfolgte eine Bestandsaufnahme der Einführung und Umsetzung der HG-Charta. Mit schriftlichen Fragebögen wurden die Klassenlehrer der Jahrgänge 5 und 6 zum Stand der Austeilung, des gemeinsamen Lesens und des Aufhängens der Charta in den Klassenräumen befragt. Als problematisch benannten die Befragten, dass ein Unterschriftenblatt fehlte und Unklarheit darüber herrschte, ob auch die Eltern ein Exemplar der Charta erhalten sollten. Auch sprachen sich viele dafür aus, die Konsequenzen bei Nichteinhaltung der Verhaltensgrundsätze der Charta klar zu regeln.

Die Ergebnisse dieser Befragung dienten der Erstellung von Interviewleitfäden, die in den Klassen 5 und 6 für Befragungen verwendet wurden. Auf Grundlage der im Februar 2008 vorliegenden Ergebnisse wurden zusätzliche Bausteine in die Charta aufgenommen, sodass mittlerweile die Schülerinnen und Schüler die Raumpflegerin persönlich kennenlernen und sie unterstützen. Im Juni 2008 erfolgte die Einführung der HG-Charta zusätzlich für die Jahrgänge 7 und 8.

Das Hainberg-Gymnasium arbeitet in einem guten, positiven und wertschätzenden Schulklima. Dies bestätigt auch das neueste Evaluationsergebnis, nach dem 65 Prozent der Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 6 und 10 sowie 76 Prozent der Eltern dieser Jahrgänge die Schule als einladenden und freundlichen Ort wahrnehmen. 75 Prozent der Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 6 und 10 geben an, dass die Schule vernünftige Verhaltensregeln hat. 87 Prozent der Eltern stimmen dem zu. Die Schule ist davon überzeugt, dass die Etablierung der HG-Charta hierzu einen entscheidenden Beitrag leistet.

Die Schulcharta integriert entwicklungsfördernde Kontextmerkmale. Sie richtet sich an Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte und das pädagogische Personal. Sie umfasst Verhaltensvorsätze und Strukturen, wie zum Umgang mit Konflikten, Anerkennung und Wertschätzung der Mitmenschen, zu individuellen Unterschieden, Verantwortungsübernahme, gegenseitige Unterstützung, Selbstständigkeit oder Engagement für die Schulgemeinschaft.

Mit der Schulcharta werden in den neuen Klassen eines Schuljahres beständige, verständliche und transparente Erwartungen, Regeln und Anforderungen an ein sozial angemessenes Verhalten eingeführt und zu diesen ermuntert. Die Charta ist somit allen Schülerinnen und Schülern bekannt und durch den Aushang in den Klassenräumen jederzeit einsehbar. Sie gibt Grenzen vor, die die Kinder mit ihrer Unterschrift eigenverantwortlich anerkennen. Die individuelle Zustimmung der Schülerinnen und Schüler zur Charta stärkt aktiv das Gefühl von Zugehörigkeit zur Schulgemeinschaft.

Eine Herausforderung bei der Entwicklung und Etablierung der HG-Charta war es, das gesamte Kollegium zu erreichen. Insbesondere die Kolleginnen und Kollegen der Jahrgangsstufen 5 und 6, in denen die Charta eingeführt werden sollte, sowie die Eltern dieser Jahrgänge mussten ebenfalls sensibilisiert werden.

 

Eckdaten zum Hainberg-Gymnasium in Göttingen
 
Organisationsform:      Offenes Ganztagsgymnasium
Ansprechpartnerin:      Sabine Gessert-Eggert
Schulleiter:                 Wilfried Bergau-Braune
Qualitätsbereiche:       Pädagogische Gestaltungsfelder Sozialkompetenz 
                                 Wohlbefinden und Zufriedenheit
Kontextbereiche*:        KM 1, KM 2, KM 3, KM 5
Infos unter:                 www.hainberg-gymnasium.de
Anzahl SuS:               1.380
 
* Die Kontextmerkmale für ein gutes gesundes Aufwachsen in der Ganztagsschule werden in der Dokumentation 7 "Auf zur guten gesunden Ganztagsschule" beschrieben.